Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Die Menschen lieben die Dämmerung mehr als den hellen Tag, und eben in der Dämmerung erscheinen die Gespenster.

Was ist der Himmel, was ist die Welt Als das, wofür eben einer sie hält? Was hilft uns alle Herrlichkeit Ohne Seelen-Behaglichkeit?

Die natürliche Religion ruht auf der Überzeugung einer allgemeinen Vorsehung, welche die Weltordnung im ganzen leite.

Man fühlt sich wie in ägyptischen Gräbern. Die Phänomene sind ausgeweidet und mit Zahlen und Zeichen einbalsamiert.

S ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster, wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus. Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte.

In der Welt kommt es nicht darauf an, daß man die Menschen kenne, sondern daß man im Augenblick klüger sei als der vor uns Stehende.

Die Schmerzen sind’s, die ich zu Hilfe rufe, denn es sind Freunde, Gutes raten sie.

So erkennt der Unterrichtete immer recht die Natur des Menschen, und der Ununterrichtete sieht sie bald so, bald so an, und jeder ahmt sie nach seiner Weise nach.

Unsere Narrheiten bezahlen wir gar gerne selbst, zu unsern Tugenden sollen andere das Geld hergeben.

Die Schmauchlümmel ersticken jeden honetten Menschen, der nicht zu seiner Verteidigung zu Rauchen vermag.

Die Gesellschaft macht einen rohen Menschen bald höflich, ein geschäftiges Leben den offensten vorsichtig.

Wo fehlt’s nicht irgendwo auf dieser Welt? Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld.

Ja sogar über unser Dasein hinaus sind wir fähig, zu erhalten und zu sichern, wir überliefern Kenntnisse, wir übertragen Gesinnungen so gut als Besitz.

Die Freundschaft ist gerecht, sie kann allein den ganzen Umfang deines Werts erkennen.

Der Mantel der Unwahrheit ist überall durchlöchert; je mehr man auf einer Seite ihn ausspanne, desto mehr läßt er auf der andern Blöße sehen.

Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen, ihr durchstudiert die groß‘ und kleine Welt, um es am Ende gehn zu lassen, wie’s Gott gefällt.

Der geistreiche Brite sieht sich von Jugend auf von einer bedeutenden Welt umgeben, die alle seine Kräfte anregt, er wird früher oder später gewahr, dass er allen seinen Verstand zusammen nehmen muss, um sich mit ihr abzufinden.

Setze nur immer Mottos auf deine Journale. Sie zeigen alle Tugenden an, die man an dir nicht bemerkt.

… wie denn die alte Natur fort und fort überall Neues und Dauerndes hervorbringt…

Wie müßten wir verzweifeln, das Äußere so kalt, so leblos zu erblicken, wenn nicht in unserm Innern sich etwas entwickelte, das auf eine ganz andere Weise die Natur verherrlicht, indem es uns selbst in ihr zu verschönen eine schöpferische Kraft erweist.

Wen man täglich von früh bis spät sieht, der kann uns nicht mehr verführen.

Kirschkerne wird niemand kauen; Man kann sie verschlucken, doch nicht verdauen.

Ich denke kein Beispiel zu geben, wie ich doch nicht ohne Beispiel handle.

Es kommt nur immer darauf an, daß derjenige, von dem wir lernen wollen, unserer Natur gemäß sei.

Der Italiener hat überhaupt ein tieferes Gefühl für die hohe Würde der Kunst als andere Nationen, jeder, der nur irgend etwas treibt, will Künstler, Meister und Professor heißen.

Wahrheitsliebe zeigt sich darin, daß man überall das Gute zu finden und zu schätzen weiß.

Das Höchste wäre: zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist. Die Bläue des Himmels offenbart uns das Grundgesetz der Chromatik. Man suche nur nichts hinter den Phänomenen, sie selbst sind die Lehre.

Der Mystizismus ist die Scholastik des Herzens, die Dialektik des Gefühls.

Laßt zahme Xenien immer walten, Der Dichter nimmer gebückt ist. Ihr ließt verrückten Werther schalten, So lernt nun, wie das Alter verrückt ist.

Man würde einander besser kennen, wenn sich nicht immer einer dem andern gleichstellen wollte.

Jüngling, merke dir in Zeiten, wo sich Geist und Sinn erhöht, daß die Muse zu geleiten, doch zu leiten nicht versteht.

Nur in Gegenwart lässt sich das Beständige wie das Vergängliche fühlen und beurteilen, die Wahrheit der Verhältnisse bestätigt sich alsdann, wenn das Scheinbare unaufhaltsam verfliegt.

Leider sind es öfter die Meinungen über die Dinge als die Dinge selbst, wodurch die Menschen getrennt werden.

Glaube ist Liebe zum Unsichtbaren, Vertrauen aufs Unmögliche, Unwahrscheinliche.

Niemand versteht zur rechten Zeit! Wenn man zur rechten Zeit verstünde, So wäre Wahrheit nah und breit Und wäre lieblich und gelinde.

Wer die Augen offenhält, dem wird im Leben manches glücken. Doch noch besser geht es dem, der es versteht, eins zuzudrücken.

Der sinnliche Mensch lacht oft, wo nichts zu lachen ist. Was ihn auch anregt, sein inneres Behagen kommt zum Vorschein.