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Es ist sehr gut, wenn man das innere Weh einsieht, und noch besser, wenn man seine Quelle kennt. Aber dann geht es erst über die große Brücke zum jenseitigen Ufer.
Julie EythDie wahre Freude sucht keine Größe, keinen Reichtum. Sie legt ihre eigene Fülle in das Niedrige und macht das Kleine groß. Nicht wie wir haben, sondern wie wir empfinden, bestimmt unser Glück.
Julie EythO Frühling, deine Sprache ist mir ein süßer Gesang, den ich mit meinen innersten Gefühlen begleite!
Julie EythÜber manche bittere Lebenserfahrung sollte man nicht sprechen. Wird eine Pfütze kleiner wenn man darin herumtritt? Sie wird nur breiter und wir schmutziger.
Julie EythWenn man krank ist und dann die schöne, große, liebe Gotteswelt durch den trüben Flor seines kleinen Ichs anschauen muss, so will's zum fröhlichen Lerchentriller nicht recht langen. Nun, wie Gott will! Die Freude ist ja an "diese Welt" nicht festgekettet und wir auch nicht.
Julie EythRuhe von außen, Ruhe von innen, wer möchte da nicht zur Diogeneslaterne greifen? Aber er weiß eben, daß auch diese auslöscht und daß man sein Lämpchen an einer Flamme anzünden muß, die kein hochmüthiger Menschenverstand geschaffen hat.
Julie EythDer edle Geist manches Menschen ist uns ein Zauberstab. Eine einzige Berührung bannt uns in seine Kreise.
Julie EythDie drohende Gefahr schaut man oft mehr, als die vorhandene. Auch das Kamel läßt sich nur unter Stöhnen und unwilligen Tönen seine Bürde aufladen; aber wenn es sie hat, steht es auf und trägt sie stumm davon.
Julie EythHohen Geistern, tiefen Gemüthern ist die Einsamkeit ihre Gesellschaftsdame. Sie schweigt und spricht zu ihnen gerade soviel, als sie bedürfen.
Julie EythWas ist doch der Mensch! Eine Lebenslänge wird ihm zum Traume, und ein Augenblick in diesem Traume wird ihm zur Ewigkeit!
Julie EythAlle Veredlung des Menschen, die nur von Außen kommt, ist wie die Blume, welche der Gärtner durch künstliche Befruchtung verschönert. Nicht lange wird es währen, so fällt sie in ihre ursprüngliche Art zurück!
Julie EythDie Schmerzen sind in manchem Menschenleben wie die Schildwachen von einem Gefängniß. Immer wieder zieht eine neue auf und löst die alte nur ab. Aber endlich wird die Stunde schlagen, wo der Herr sie alle abruft und dann wird die Freiheit kommen.
Julie EythDie katholische Kirche ist eine glänzende Monarchie; die protestantische bildet, nach ihrer reinen Anlage, eine schlichte Republik. Aber die erste leidet unter mißbrauchter Gewalt und die andere, leider! unter mißbrauchter Freiheit.
Julie EythEs ist weit schwerer, Vorhandenes zu nützen und zu genießen, als darüber hinzueilen, um nach Neuem zu jagen. Die meisten Menschen sind Heuschrecken, welche über alles weghüpfen; die wenigsten sind Bienen, welche in Alles hineinschlüpfen.
Julie EythDie Welt hat kein Herz. Tausende haben es schon gesucht, aber noch nie hat ein Mensch daran geruht.
Julie Eyth