seite 4
Das edle: Ich will! hat keinen schlimmeren Feind als das feige, selbstbetrügerische: Ja, wenn ich wollte!
Marie von Ebner-EschenbachOb es in dieser Welt Sich wirklich so verhält, Dafür kann ich nicht steh'n; - Ich hab es so geseh'n.
Marie von Ebner-EschenbachDas sind bedrohliche Menschen, die ein schmächtiges Talentchen und eine gewaltige Ausdauer haben.
Marie von Ebner-EschenbachWenn wir aufhören, lebhaft zu hoffen, fangen wir an, uns lebhaft zu erinnern.
Marie von Ebner-EschenbachIch bereue nichts, sagt der Übermut, ich werde nichts bereuen, die Unerfahrenheit.
Marie von Ebner-EschenbachDie Kritik ist von geringer Qualität, die meint, ein Kunstwerk nur dann richtig beurteilen zu können, wenn sie die Verhältnisse kennt, unter denen es entstanden ist.
Marie von Ebner-EschenbachWer sich an seine eigene Kindheit nicht mehr deutlich erinnert, ist ein schlechter Erzieher.
Marie von Ebner-EschenbachDer Mittelmäßige fühlt sich dem Ausgezeichneten gegenüber immer im Zustande der Notwehr.
Marie von Ebner-EschenbachÜberlege einmal, bevor du gibst, zweimal, bevor du annimmst, und tausendmal, bevor zu verlangst.
Marie von Ebner-EschenbachJa, mein lieber Schriftsteller, gelesen mußt du haben, recht viel gelesen und gelernt. Aber weh dir, wenn man es merkt! Das ist nur beim Journalisten erlaubt.
Marie von Ebner-EschenbachEs hat einer eine Dummheit gemacht. Nun ja, er ist noch so jung! - Welch eine liebenswürdige Entschuldigung. Es hat einer eine Dummheit gemacht. Nun ja, er ist schon alt! - Welch eine beschämende Entschuldigung.
Marie von Ebner-EschenbachDie Gleichgültigkeit, der innere Tod, ist manchmal ein Zeichen von Erschöpfung, meistens ein Zeichen von geistiger Impotenz und immer - guter Ton.
Marie von Ebner-EschenbachWas sind Erkenntnisse, die nicht von der inneren Kraft des Glaubens getragen werden? Erkenntnis ohne Glauben ist tote Abstraktion.
Marie von Ebner-EschenbachSpäte Freuden sind die schönsten; sie stehen zwischen entschwundener Sehnsucht und kommendem Frieden.
Marie von Ebner-EschenbachNicht leisten können, was andere leisten - du mußt dich bescheiden. Nicht mehr leisten können, was du selbst einmal geleistet hast - zum Verzweifeln.
Marie von Ebner-EschenbachDer Augenblick tritt niemals ein, in dem der Dummkopf den Weisen nicht für fähig hielte, einen Unsinn zu sagen oder eine Torheit zu begehen.
Marie von Ebner-EschenbachDer Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge ist ein Quell unendlichen Leids - und ein Quell unendlichen Trostes.
Marie von Ebner-EschenbachWenn alberne Leute sich bemühen, ein Geheimnis vor uns zu verbergen, dann erfahren wir es gewiß, so wenig uns auch danach gelüstet.
Marie von Ebner-EschenbachDie jetzigen Menschen sind zum Tadeln geboren. Vom ganzen Achilles sehen sie nur die Ferse.
Marie von Ebner-EschenbachZur Größe kann man sich aufringen, aufschwingen, aufdulden, aber nicht aufblasen.
Marie von Ebner-EschenbachMein Bruder Victor schrieb einmal an meinen Mann: Der beste Mensch ist weiblichen Geschlechtes, der schlechteste auch. Wir sind uninteressante Mittelware.
Marie von Ebner-EschenbachWas uns an der sichtbaren Schönheit entzückt, ist ewig nur die unsichtbare.
Marie von Ebner-EschenbachDie Empfindung des Einsamseins ist schmerzlich, wenn sie uns im Gewühl der Welt, unerträglich jedoch, wenn sie uns im Schoße unserer Familie überfällt.
Marie von Ebner-EschenbachEine Vernunftehe schließen, heißt in den meisten Fällen, alle seine Vernunft zusammenzunehmen, um die wahnsinnigste Handlung zu begehen, die ein Mensch begehen kann.
Marie von Ebner-EschenbachEiner der seltensten Glücksfälle, die uns werden können, ist die Gelegenheit zu einer gut angewendeten Wohltat.
Marie von Ebner-EschenbachJeder Künstler soll es der Vogelmutter nachmachen, die sich um ihre Brut nicht mehr kümmert, sobald sie flügge geworden ist.
Marie von Ebner-EschenbachViele Männer gibt es, viele Frauen, die vernünftig sind im Umgang mit dem eigenen und, ach, so albern im Umgang mit dem anderen Geschlecht.
Marie von Ebner-EschenbachAndere neidlos Erfolge erringen sehen, nach denen man selbst strebt, ist Größe.
Marie von Ebner-EschenbachWas ein Kind tut, soll nicht als eine Handlung, sondern als ein Symptom aufgefaßt werden.
Marie von Ebner-EschenbachNichts bist du, nichts ohne die anderen. Der verbissenste Misanthrop braucht die Menschen doch, wenn auch nur, um sie zu verachten.
Marie von Ebner-EschenbachDauernde Freundschaft kann nur zwischen Menschen von gleichem Wert bestehen.
Marie von Ebner-EschenbachWenn eine Frau sagt "Jeder", meint sie: jedermann. Wenn ein Mann sagt "Jeder", meint er: jeder Mann.
Marie von Ebner-Eschenbach