Zitate von Michel Tournier
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Die Beziehung eines Mannes zum Geld sind ebenso vielschichtig und tiefgehend wie die Beziehungen, die er zu Gott, zum eigenen Körper, zu seiner Frau, zu seiner Mutter und so weiter zu haben vermag.
Durch Macht wird der Mensch verrückt, durch absolute Macht, wird er absolut verrückt.
Kleider machen einem zum Menschen. Ein nackter Mensch ist eine Larve, ohne Würde, ohne Aufgabe, ohne Platz in der Gesellschaft.
Der Politiker will Ordnung, der Künstler Unordnung. Er muss in einem unordentlichen Milieu leben, sonst kann er nicht schöpfen.
Die DDR existiert, sie hat ihre Persönlichkeit. Wenn eine Wiedervereinigung kommt, muss das ganze Deutschland eine qualitative Änderung erfahren.
Die Menschen sind so beschaffen, dass sie Mittel und Wege finden, um die, die sie lieben und auf die sie stolz sind, noch mehr leiden zu lassen, als andere, die sie verabscheuen oder verachten.
Die Gewalt, die den Deutschen durch die Spaltung ihres Landes angetan wurde, konnte nicht ewig dauern.
Es wäre verrückt und tieftraurig, wenn die DDR restlos von der BRD verschluckt würde und es schließlich nur noch eine größere BRD gäbe.
Die verbindliche Außenseite ersetzte ihm die Moral, und wenn die Wirklichkeit diese schöne Kulisse durcheinander brachte oder gar zerstörte, blieb in ihm nur der Hass.
Jede Macht ist konservativ. Fehlt ihr ein Gegengewicht, so erzeugt sie zwangsweise eine in sich festgefahrene Gesellschaft. In ihr ist zwischen den Menschen nichts Menschliches mehr, dass heißt nichts überraschend Neues, nichts Schöpferisches.
Schuf Ehe nicht eine Art Verwandtschaft zwischen den Gatten und entsprach der, die Geschwister verbindet?
Ich glaube, ein Romancier muss Personen erfinden, die ihm total fremd sind. Wenn er das nicht tun kann, ist er kein Romancier.
In den gröbsten Ausdrücken alles sagen kann ich nur einem Wesen, dessen Intelligenz und Großzügigkeit ohne Grenzen ist, also Gott allein.
Das Lebendige, auf sein letztliches Los reduziert, gab seine von Grund auf faulige Natur zu erkennen.
Sympathisch und intelligent anstatt hübsch und elegant: Ich habe Jahre gebraucht, um mich mit diesem Schicksal abzufinden, letzten Endes habe ich akzeptiert, dass es, wenngleich nicht viel mehr wert, auch nicht unbedingt ein Fluch ist.
Der König herrscht, aber er regiert nicht. Bei den banalen Tagesaufgaben lässt er seinen Premierminister sich die Hände schmutzig machen.
Es ist verblüffend zu sehen, wie soviel Schwachheit und Einfalt es schaffen, dass alle Widerstände, alle zweifelnden Bedenken sich vor ihnen beugen zu einem großen, herrlichen Ziel.
Die maßlose Vorliebe der Intellektuellen für Wort und Schrift verdirbt ihnen oft ihre bernsteingefädelten Projekte.
Noch ein Zug, der dem Bild der Armen hinzuzufügen ist: die instinktive Neigung, nach Rasse, Herkunft, ja sogar nach dem Beruf Gruppen zu bilden, die immerfort nichts voneinander wissen wollen und sich nur hassen.
Was ist Ehebruch anderes, als eine Art Sich-Öffnen – freilich in recht schüchternen Grenzen.
Gewalt und Furcht sind unerbittlich die Ingredienzien irdischen Königtums und nicht nur Gewalt und Furcht, sondern ein Aussatz, der den Charakter befällt, und entsetzlich ansteckend ist und Gemeinheit, Doppelzüngigkeit und Treulosigkeit heißt.
Der Mensch leidet mehr und mehr unter Einsamkeit, weil er immer größeren Reichtum und immer mehr Freiheit genießt.
Sie fielen um so grausamer übereinander her, je mehr sie einander liebten. Nachsicht bedeutete ihnen Gleichgültigkeit und Wohlwollen Verachtung.
In einem Land, das Dichter einsperrt oder ins Exil treibt, müssen zwangsläufig auch die Hausfrauen vor den Läden Schlange stehen.
Das Grauen vor dem Tod und die Befürchtung, jedem Moment zu sterben, schließen sich aus.
Wo zwei Menschen vereint sind, ist der, der am meisten liebt, gerade dadurch stets der Schwächere, Ungeschicktere, Verletzliche und weniger Glückliche.
Wer zu tief in die Geheimnisse der göttlichen Majestät eindringt, wird von ihrer Herrlichkeit zermalmt.
Die Deutschen berufen sich auf Ordnung, Arbeit und Methode, dabei ist das Chaotische ganz typisch für sie.
Es gibt zwei Sorten von Menschen, die einen, die bleiben, wo sie geboren sind, und die anderen, die fort müssen.