Zitate von Nicolas Chamfort
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Das Glück ist kein leichtes Ding. Nur sehr schwer finden wir es in uns und anderswo gar nicht.
Jemand sagte, die Alten bestehlen, heiße außerhalb der Dreimeilenzone rauben, die Modernen plündern, sei Taschendiebstahl an Straßenecken.
Wer der Welt gefallen will, hat eine Menge Dinge zu lernen – und zwar meist von Leuten, die sie selbst nicht gelernt haben.
Die Drohung mit dem vernachlässigten Schnupfen ist für die Ärzte, was das Fegefeuer für die Priester ist, eine Goldquelle.
Wenn eine Bindung zwischen Mann und Frau wirklich interessant sein soll, muß sie Genuß, Erinnerung und Sehnsucht miteinander verbinden.
Jede Wohltat, die unserm Herzen nichts gegeben hat, ist uns lästig. Es ist eine Reliquie oder ein Totengebein. Man muß sie einfassen oder mit Füßen treten.
Als ich der Welt und dem Vermögen entsagte, fand ich Glück, Stille, Gesundheit, ja Reichtum und merkte, dem Sprichwort zum Trotz, daß, wer das Spiel aufgibt, es gewinnt.
Der Mensch lebt oft mit sich und bedarf der Tugend, er lebt mit anderen und bedarf der Ehre.
Man sollte mehr handeln, weniger überlegen und sich nicht selbst beim Leben zuschauen.
Wenn du deinen Nächsten lieben sollst wie dich selbst, dann ist es nur angemessen, daß du dich selbst liebst wie deinen Nächsten.
Mit dem Werte des Menschen ist es wie mit den Diamanten, die bei einer gewissen Größe, Reinheit und Vollkommenheit ihren festen und bestimmten Preis haben, darüber hinaus aber unschätzbar sind und keine Käufer finden.
Der Anspruchsvolle ist in der Einsamkeit glücklicher als in Gesellschaft. Dort kann man an die Dinge und Probleme denken, hier muß man sich mit Menschen beschäftigen.
Die Natur hat der mütterlichen Liebe die Erhaltung aller Wesen anvertraut, und, um den Müttern ihre Belohnung zu sichern, hat sie diese unter die Vergnügen gesetzt, selbst die mit diesem köstlichen Gefühl verbundenen Plagen.
Die meisten Menschen leben so unüberlegt, daß sie die Welt, die sie doch immer vor Augen haben, überhaupt nicht kennen. Es geht ihnen wie den Maikäfern, die auch nichts von Naturgeschichte verstehen.
Man kann wetten, dass jede öffentliche Meinung, jede allgemeine Konvention eine Dummheit ist, denn sie hat der großen Menge gefallen.
Ich kann Weisheit ohne Mißtrauen nicht begreifen. Die Schrift sagt, daß der Anfang der Weisheit die Furcht Gottes sei; ich glaube, daß es die Furcht der Menschen ist.
Jede Nichtswürdigkeit wird verziehen, nur kein Charakter. Wer die Welt verstehen will, der merke sich das.
Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns, und unmöglich, es anderswo zu finden.
Es gibt eine Klugheit, überlegen der, die man gewöhnlich so nennt: es ist die Klugheit des Adlers zum Unterschied von der Maulwurfsklugheit. Erstere besteht darin, kühn seinem Charakter zu folgen und allen Nachteil und Schaden hinzunehmen, der aus ihm entspringt.
Man kann nach den Jahren der Leidenschaft es in der Gesellschaft nicht mehr aushalten. Sie ist nur erträglich, solange man sich mit Essen und Trinken unterhält und mit der Pflege des eigenen Ich die Zeit totschlägt.
Bedeutende Menschen haben ihre besten Werke fast immer nach Beendigung einer großen Leidenschaft geschrieben. Nach vulkanischen Ausbrüchen ist die Erde am fruchtbarsten.
Wenn behauptet wird, daß die Menschen, die am wenigsten empfinden, die glücklichsten sind, so erinnere ich mich immer an das indische Sprichwort: Sitzen ist besser als stehen, liegen besser als stehen, aber das beste ist tot sein.
Die Unredlichen und die Dummen kommen in der Welt immer besser fort als die Ehrlichen und Klugen. Es fällt ihnen leichter, mit der von Unredlichkeit und Dummheit beherrschten Gesellschaft Schritt zu halten.
Das Glück und der Aufwand, den es mit sich bringt, macht aus dem Leben eine Schaustellung, inmitten deren der ehrlichste Mensch auf die Dauer zum Komödianten werden muß.
Was ist ein Philosoph? Ein Mensch, der dem Gesetz der Natur, dem Brauch der Vernunft, sein Gewissen der ög’ffentlichen Meinung und sein Urteil dem Irrtum gegenüberstellt.
Das Glück gleicht oft den reichen, verschwenderischen Frauen, welche die Häuser ruinieren, denen sie eine große Mitgift zugebracht haben.
Die anspruchsvolle Überlegenheit eines Menschen wird zu nichts, wenn man sie nicht anerkennt. Oft genügt schon, daß man sie nicht bemerkt.
Charakterschwäche und geistige Leere, mit einem Wort alles, was uns hindert, mit uns selbst allein zu sein, bewahrt viele Menschen vor dem Menschenhaß.
Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen.
Es gibt wenig Wohltäter, welche nicht wie Satan sagen: Knie nieder und bete mich an!
Wer seine Behauptungen in Dingen, die sich beweisen lassen, nur mit seinem Ehrenwort bekräftigt, gleicht dem Mann, der sagt: „Ich versichere Sie auf Ehre, daß die Erde sich um die Sonne dreht.“
War man viel geplagt, ermüdet durch seine eigenen Empfindungen, so merkt man, daß man in den Tag hinein leben muß, viel vergessen, das Leben auspressen in dem Maß, als es verfließt.