Zitate von Peter Rudl
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Erst hat es geheißen Männer dächten zweihundert Mal am Tag an Sex. Nun war zu lesen Männer lögen zweihundert Mal am Tag. Unterm Strich heißt das dann womöglich Männer lügen nie?
Keine Seuche ist weiter verbreitet als Gier, Neid oder gar „Liebe“ und Selbstbetrug. Wenigstens gehören letztere so eng zusammen, daß sie sich auch gemeinsam bekämpfen lassen.
Wer vergibt, vergibt sich nichts. Es ist nur der Beigeschmack schaler Vergeblichkeit um alles Vergeben.
USA: erfolgreiches und schnell lebendes Beispiel dafür, wo die erbärmliche Philosophie des Calvinismus hinführt.
Die Suche nach dem Sein des Menschen scheint sich heute fast ausschließlich darauf zu verengen, was ihm alles in seiner ihm gegebenen Spanne zusammenzuraffen gelingt.
Ihre Mythen und deren Genwart oder Verfall in derselben sagen alles über die Befindlichkeit einer Gesellschaft.
Reue: eine finstere Pseudotugend, der es meist an Licht sowie öfter noch an Charakter gebricht.
Wer ruhige Träume hat, der wird in der Regel auch ruhig sterben – wen Alpträume plagen, dessen Tod wird in der Regel auch ein solcher.
Warum soll man sich einen Begriff vom Leben machen?, wo es doch vor allem eins nicht heißt: Begreifen.
Leben und Tod: zwei durchwegs grenzwertige Arbeitshypothesen, möglicherweise aber auch nur zwei „Zustände“ im Differential des Geistes.
Die Leute, die den Wert der Freundschaft so ausgiebig betonen und in den Himmel heben, sind meist eben jene, die sie als Einbahnstraße und Königsweg zur eigenen Vorteilnahme verstehen und mißbrauchen.
Krankheit ist oft die letzte Zuflucht alles Humanen respektive des Verständnisses an ihm.
Nichts ist ungemütlicher als die Wahrheit, weshalb es die Kommodität ungleich mehr als die sogenannten Herren der Schöpfung schätzenden Frauen sich auch sehr viel bequemer in und mit ihr machen.
Die Tafelrunde des Geistes: Einsamkeit, Gelassenheit, Verzicht sowie die Hoheit über Hoffnung und Verzweiflung.
Die Schönheit ist ein Betrug an der Wahrheit. Die Wahrheit mag die Schönheit nicht. Wahrscheinlich ist die Wahrheit vor allem Selbsthaß.
Sensibilität: Noli-me-tangere des Kleingeists. Größere bringt sie in der Regel sowieso um – so allereinerlei.
Vertrauen ist meist auch nicht mehr als ein Zeichen von Bequemlichkeit und mitunter sogar verbrämter Ausdruck der Angst vor der Konfrontation mit den oftmals horrenden Tatsachen.
Die meisten Philosophen verstehen es nicht einmal luzid zu träumen. Was könnten sie dann von der Wahrheit verstehen?