Zitate von Peter Rudl
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Der Geistesmensch hat nichts gegen Gefühle. Er hat etwas gegen widersprüchliche, gegen krankmachende Gefühle.
Das umgangssprachliche „Kriegen“ für Bekommen sagt uns bereits viel über seine Unrechtmäßigkeit.
Was an den meisten Frauen stört ist, daß sie in ihrem lebenserhaltenden Wahn, von dessen tiefem Egoismus hier einmal ganz abgesehen sei, etwas zu bewahren suchen, was besser nicht wäre.
Deutschland: weder Winter- noch Sommermärchen, sondern eine merkwürdige Mischung aus Resig- und Essignation.
Bei einem Blitzschlag handelt es sich bekanntlich um nichts anderes als einen Kurzschluß zwischen Himmel und Erde. Gleiches gilt für die sogenannte Liebe auf den ersten Blick, die daher im Französischen auch zurecht den Namen „coup de foudre“ trägt.
Es kommt nicht darauf an, ob einer eines oder beide Augen zudrückt, es kommt darauf an, ob er blind ist.
Die Liebe ist heute zu Adern verkommen, deren Abbau nur in den seltensten Fällen noch lohnt. Romanzen und Affären wirken da wie die Kipploren des Glücks, die größtenteils nur Schutt transportieren.
Eins plus eins ergibt mathematisch betrachtet zwei. Philosophisch betrachtet ergibt es wiederum eins.
Man sollte das sogenannte Zwischenmenschliche gerade mal auf das Mindestmaß an sozialer Interaktion beschränken, das angesichts der menschlichen Unzulänglichkeiten scheinbar erforderlich ist, um nicht an etwaigen Deprivationssyndromen zu erkranken.
Wie schrecklich borniert und noch schrecklicher phantasiereich muß man eigentlich sein, um zu meinen, daß einen im Leben nichts mehr überraschen kann?
Solange es die Todesstrafe auf der Welt gibt, befindet sich die Menschheit noch in ihrer kulturellen Steinzeit.
Die Zeit ist ein uns in die Wiege gelegtes Kind der Vorstellungskraft, das uns nachstellt.
Jeder Form von Glauben und Wissenschaft eignet ja recht eigentlich eine hohe Affinität zum Obszönen.
Man kann es dem Schönen nicht hoch genug anrechnen, daß es entspannt, ohne zu langweilen.
Geist scheint von seinem Wesen her polychron, id est, wenn schon nicht überzeitlich, so doch vielzeitig.
Moralisten, die den Namen verdienen, sind für das Establishment gefährlich, weil sie noch Werte haben, die ihnen dann freilich in der Regel auch früher oder später das Genick brechen, so daß die dergestalt bestärkte Gesellschaft befriedigt aufatmen kann.
Wer sich die Katastrophe zum Freund macht, über den hat sie keine Macht mehr. Das gilt natürlich insbesondere auch für den Tod.