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Gebrauchslyrik: Der Zweck heiligt die Mittelmäßigkeit.
Ulrich ErckenbrechtWer einmal aus dem Fettnapf frißt, leckt nächstes Mal den Speichel.
Ulrich ErckenbrechtIm Hause des Gehängten soll man nicht von Verstrickung reden.
Ulrich ErckenbrechtDie Gegenwart ist nicht die "Summe der Kontinuität" (Droysen), sondern eine permanente Multiplikation von Brüchen.
Ulrich ErckenbrechtIn den Schriften der meisten Philosophen kommt die Welt, die sie zu kennen beanspruchen, kaum vor. Ausgenommen bei den Ausnahmedenkern.
Ulrich ErckenbrechtEin Glasauge erkennt man daran, daß es menschlicher blickt als das andere Auge.
Ulrich ErckenbrechtEr kämpft sich durch den Sprachdschungel. Auf einem Trampeltierpfad.
Ulrich ErckenbrechtFachidiot: Faktidiot: Konkretin.
Ulrich ErckenbrechtDer Kritikaster frönt dem Lästerlaster.
Ulrich ErckenbrechtDas Dumme an den Marxisten ist, daß sie so schlechte Marxkenner sind.
Ulrich ErckenbrechtWas waren das noch für stille Zeiten, als das Wort "Medien" nur ein Land im fernen Nahen Osten bezeichnete!
Ulrich ErckenbrechtEs geht uns so gut, daß wir nicht merken, wie schlecht es uns geht.
Ulrich ErckenbrechtDas Leben geht weiter. Notfalls auch ohne den Menschen.
Ulrich ErckenbrechtDer Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er wird außerdem mit dieser Redensart abgespeist.
Ulrich ErckenbrechtRatschläge sind Rätsel: man muß um mehrere Ecken herumdenken, um die Lösung zu finden.
Ulrich ErckenbrechtWer versteckte Zitate, geistvolle Anspielungen und eigenständige Bearbeitungen als Plagiate verschreit, sollte zur Strafe sechs Bände Plutarch exzerpieren.
Ulrich ErckenbrechtEinem Denkmal geht meistens ein Denkmalheur voraus.
Ulrich ErckenbrechtInnere Reife äußert sich in faulen Kernsätzen.
Ulrich ErckenbrechtWenn heute Dinge als Menschen erscheinen, gleichen sie meist Menschen, die Dinge sind.
Ulrich ErckenbrechtJede autobiographische Literaturerklärung ist ein Dokument des Banausentums.
Ulrich ErckenbrechtViele, die sich heute als "Komiker" gebärden und gebären, sind nur Verarschlöcher.
Ulrich ErckenbrechtAm Anfang ist das Chaos, am Ende das Desaster, dazwischen die permanente Katastrophe.
Ulrich ErckenbrechtDie Kunst des wissenschaftlichen Diskussionsbeitrags besteht darin, zu einer hanebüchenen Hypothese ein intelligentes Gesicht zu machen.
Ulrich ErckenbrechtWer ist der bessere Marxist? Immer der, der diese Frage aufwirft.
Ulrich Erckenbrecht"Die Furcht ausrotten"? Allein mit dem Wort "ausrotten" schafft man neue Furcht.
Ulrich ErckenbrechtDurch die Blume reden führt zu Stilblüten.
Ulrich ErckenbrechtRote Teppiche sind rot, damit man den Dreck nicht so sieht.
Ulrich ErckenbrechtDas Bild fällt aus dem Rahmen; der Phrase ins Wort.
Ulrich Erckenbrecht(Aufsagen) Nicht verzagen - weiter plagen.
Ulrich ErckenbrechtDie Auferstehung des Fleisches gibt es nur so lange, wie wir Glieder des Lebens sind.
Ulrich ErckenbrechtWer gegen den Strom schwimmt, muß mehr Abwässer schlucken.
Ulrich ErckenbrechtDie schwierigste Lektion für einen Schriftsteller ist die, daß die Leute nur eine bregrenzte Zeit bereit sind, ihm Gehör zu schenken.
Ulrich ErckenbrechtEr irrte so lange in der Nähe der Wahrheit umher, bis die Wahrheit sein Getrampel nicht mehr hören konnte und sich schweigend entfernte.
Ulrich ErckenbrechtOriginell kann nur der sein, dem keine Banalität fremd ist.
Ulrich ErckenbrechtWer trug die Eulen nach Athen? Der Marathonläufer.
Ulrich Erckenbrecht(Passe) Fortschritte in der Sackgasse sind das, was ich hasse.
Ulrich ErckenbrechtLiebe, die durch den Magen geht, scheide ich aus.
Ulrich ErckenbrechtDas Schöne an Deutschland ist, daß es da nicht so viele Moskitos gibt.
Ulrich ErckenbrechtWir sägen an dem Ast, auf dem wir leben. Erst sterben die Bäume, dann die Tiere, dann die Menschen.
Ulrich ErckenbrechtEs gibt zwei Grundformen der Rechtspflege: Die Lynchjustiz und die Lunchjustiz.
Ulrich ErckenbrechtDie Philosophie beginnt mit dem Staunen, steht dann im Stau und mündet wieder im Staunen.
Ulrich ErckenbrechtWo die Zu-Ende-Denker zu Ende gedacht haben, fängt's erst an, interessant zu werden.
Ulrich ErckenbrechtHamsun ärgerte sich anfänglich über die unverständigen Rezensionen seiner Bücher, später las er sie überhaupt nicht mehr. Thomas Mann fuhr fort, Rezensionen seiner Bücher zu lesen, denn er wußte nicht, daß ihm sein Verleger mit der Zeit nur noch die positiven schickte.
Ulrich ErckenbrechtWer nichts erwartet, wird nie enttäuscht.
Ulrich ErckenbrechtDer Golfkrieg und der Mercedeskrieg: jeden Tag auf der Autobahn.
Ulrich ErckenbrechtJeder Ismus erlangt, wenn überhaupt, nur in seiner übelsten und vulgärsten Variante Wirksamkeit.
Ulrich ErckenbrechtBeim Anhören festlicher Reden entsteht eine besondere Art von Zwangsneurose: Gemeinplatzangst.
Ulrich Erckenbrecht"Libidinös" reimt sich igittigerweise auf "trichinös".
Ulrich ErckenbrechtEr kam auf einen grünen Zweig. An einem absteigenden Ast.
Ulrich ErckenbrechtDer Unterschied zwischen Remmidemmi und Rambazamba ist Wischiwaschi.
Ulrich Erckenbrecht