Zitate von Ulrich Erckenbrecht
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Die Gegenwart ist nicht die „Summe der Kontinuität“ (Droysen), sondern eine permanente Multiplikation von Brüchen.
In den Schriften der meisten Philosophen kommt die Welt, die sie zu kennen beanspruchen, kaum vor. Ausgenommen bei den Ausnahmedenkern.
Was waren das noch für stille Zeiten, als das Wort „Medien“ nur ein Land im fernen Nahen Osten bezeichnete!
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er wird außerdem mit dieser Redensart abgespeist.
Ratschläge sind Rätsel: man muß um mehrere Ecken herumdenken, um die Lösung zu finden.
Wer versteckte Zitate, geistvolle Anspielungen und eigenständige Bearbeitungen als Plagiate verschreit, sollte zur Strafe sechs Bände Plutarch exzerpieren.
Wenn heute Dinge als Menschen erscheinen, gleichen sie meist Menschen, die Dinge sind.
Viele, die sich heute als „Komiker“ gebärden und gebären, sind nur Verarschlöcher.
Am Anfang ist das Chaos, am Ende das Desaster, dazwischen die permanente Katastrophe.
Die Kunst des wissenschaftlichen Diskussionsbeitrags besteht darin, zu einer hanebüchenen Hypothese ein intelligentes Gesicht zu machen.
„Die Furcht ausrotten“? Allein mit dem Wort „ausrotten“ schafft man neue Furcht.
Die Auferstehung des Fleisches gibt es nur so lange, wie wir Glieder des Lebens sind.
Die schwierigste Lektion für einen Schriftsteller ist die, daß die Leute nur eine bregrenzte Zeit bereit sind, ihm Gehör zu schenken.
Er irrte so lange in der Nähe der Wahrheit umher, bis die Wahrheit sein Getrampel nicht mehr hören konnte und sich schweigend entfernte.
Wir sägen an dem Ast, auf dem wir leben. Erst sterben die Bäume, dann die Tiere, dann die Menschen.
Die Philosophie beginnt mit dem Staunen, steht dann im Stau und mündet wieder im Staunen.
Wo die Zu-Ende-Denker zu Ende gedacht haben, fängt’s erst an, interessant zu werden.
Hamsun ärgerte sich anfänglich über die unverständigen Rezensionen seiner Bücher, später las er sie überhaupt nicht mehr. Thomas Mann fuhr fort, Rezensionen seiner Bücher zu lesen, denn er wußte nicht, daß ihm sein Verleger mit der Zeit nur noch die positiven schickte.
Jeder Ismus erlangt, wenn überhaupt, nur in seiner übelsten und vulgärsten Variante Wirksamkeit.
Beim Anhören festlicher Reden entsteht eine besondere Art von Zwangsneurose: Gemeinplatzangst.