Zitate von Ulrich Erckenbrecht
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Über Plagiate kann man nur in Plagiaten reden – aber auch das ist schon ein Plagiat.
Ein Rezensent ist ein Mensch, der zum Essen eingeladen wird und zum Dank auf den Tisch kotzt.
Politik ist ein schmutziges Geschäft, glauben viele. Manche ziehen daraus den Schluß, es genüge, das Geschäft neu anzustreichen.
Das 18. Jahrhundert hat an die Wissenschaft herangeführt, das 19. an sie geglaubt, das 20. an ihr gezweifelt; das 21. wird sie vermutlich abschaffen.
Schriftsteller bereiten das Futter für die Wiederkäuer zu. Die Leser sind der Pansen, die Journalisten der Blättermagen der Literaturkuh. Gemolken wird sie von den Großverlegern.
Ein fanatischer Gottesleugner ist genau so widerwärtig wie ein fanatischer Gottesanbeter.
Das Wahre ist das Ganze, aber das Ganze ist zu lange und wird von niemandem verstanden. Nur Halb-, Viertel-, Achtel- und Sechzehntelwahrheiten finden Aufnahme.
Die meisten Politiker ahnen nichts von der Zukunft, täuschen sich über die Gegenwart und versuchen auch noch, die Vergangenheit zu fälschen.
Die drei Prinzipien der traditionellen „Kritischen Theorie“: Erstens: alles ist dialektisch. Zweitens: alles ist gesellschaftlich bedingt. Drittens: alles muß kritisiert werden. Mit diesen drei Prinzipien kann man dann jeden beliebigen Gegenstand bearbeiten und verhackstücken
Die große Mehrheit der guten Gedanken tritt zuerst in unwissenschaftlicher Form auf. Wenn sich die trockenen Knäckebrotgelehrten dazu aufraffen, sie ernstzunehmen, sind sie meist schon zu Gemeinplätzen breitgetreten worden.
Ein Kind fragt: Kann man eine so große Zeitung bekommen, dass man darin ein Kamel einwickeln kann? Antwort: Jeden Tag bekommt man eine große Zeitung, mit der Millionen Kamele eingewickelt werden.
Die acht Haupttätigkeiten mancher Maler: anrühren, anstreichen, klecksen, herumschmieren, bauchpinseln, brustpinseln, einfaltspinseln, signieren.
Koitieren könnte in der Kindersprache heißen: die Pisstole in ihr Gegenteil verkehren.
Das Erfinden neuer Wörter ist bedeutend leichter als das Herausfinden neuer Wahrheiten.
Wer nicht mehr weiter weiß, rekurriert auf den lieben Gott. Das Dumme ist nur, daß Gott, falls es ihn gibt, nicht unbedingt lieb ist.
An dem, wofür so viele Opfer gebracht wurden, muß doch etwas dran sein. Ganz recht. Blut klebt dran.
Die Bereitschaft, Fehler zuzugeben, verhält sich umgekehrt proportional zum Aufstieg innerhalb der Universitätshierarchie.
Die Kunst des Klavierspielens: schweben, nicht kleben; tupfen, nicht hacken; mit der Seele schwingen, mit den Fingern singen.
„Il faut cultiver notre jardin.“ Den berühmten Schlußsatz aus dem „Candide“ versteht man erst dann richtig, wenn man erfährt, daß Voltaire diesen Roman in Schwetzingen begonnen hat.
Jeder Mensch, der zu Macht und Ansehen gelangt, sieht sich alsbald von klebrigen Honigschwätzern umringt.
Sobald die Massen einem Traum nachhängen, stehen schon hinter der nächsten Ecke die Betrüger Schlange.