Zitate von Michel de Montaigne
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Die Nützlichkeit des Lebens liegt nicht in seiner Länge, sondern in seiner Anwendung.
Eine gute Ehe, wenn überhaupt eine solche existiert, will nicht zugleich Liebe sein und sich so geben: Sie möchte eine Art Freundschaft verkörpern.
Sterben hat nichts mit Gesellschaft zu tun, sondern ist die Handlung eines Individuums. Unter Freunden laßt uns lachen und leben, unter Fremden laßt uns trauern und sterben.
Es ist bezeichnend, dass die politische Beredsamkeit im alten Rom am meisten florierte, als es dem Staat am schlechtesten ging.
Wir sollten fragen, welcher der nützlichere, nicht wer der gelehrtere Gelehrte wäre. Wir arbeiten nur darauf, das Gedächtnis vollzupfropfen und lassen Verstand und Gewissen leer.
Das Menschenleben hat seine Gesetze, man muß sich ihnen mit freundlichem Gesicht fügen: Es ist uns bestimmt, zu altern und manchmal schwach oder krank zu werden, und zwar aller Ärztekunst zum Trotz.
Das Spiel der Kinder sollte als ihre wichtigste Beschäftigung aufgefasst werden.
Ich habe oft Menschen gesehen, die aus lauter Höflichkeit grob waren, und aus zu großer Verbindlichkeit lästig.
Das Sprechen, das ich liebe, ist ein einfaches, ungeziertes Sprechen, sei’s auf dem Papier, sei’s mit dem Mund, eine Sprache voll Kraft und Saft, kurz und gedrungen […]
Einen in Ruhe sterben zu lassen, gilt als Pflichtverletzung, als Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit.
Dem Verwöhnten schmeckt der Wein fade, dem Verdurstenden herrlich. Jeder übertreibt.
Ich suche nach keiner anderen Wissenschaft als der, welche von der Kenntnis meiner selbst handelt, welche mich lehrt, gut zu leben und gut zu sterben.
Das bißchen, was äußere Umstände hinzufügen können, das kommt dem wahren Glück gegenüber gar nicht in Betracht. Das trägt jeder still in sich und wärmt sich daran, wenn er sich in der Welt kalte Füße geholt hat.
Keine gute Eigenschaft ist so leicht nachzuahmen wie die Frömmigkeit, wenn man Sitten und Leben nicht damit in Einklang bringt; ihr Wesen ist demnach Dunkel, ihr äußeres Gebaren unkompliziert und in die Augen fallend.
Ich kann diese knechtische und argwöhnische Vorsicht nicht aufbringen, die bei den üblichen unvollkommenen Freundschaften im Umgang von uns verlangt wird.
Tragt Sorge, daß das Alter euch nicht mehr Runzeln auf die Seele legt, als auf euer Angesicht.
Wir haben mehr Dichter als Kenner. Es ist leichter, zu dichten, als zu verstehen.
Von jeder Teilansicht, von jeder Tätigkeit aus kann man einen Menschen gleich gut beurteilen; in jeder drückt sich irgendwie sein Charakter aus.
Wer einen mageren Leib hat, trägt gern einen ausgestopften Wams, und denen, welchen die Materie schwindet, schwellen die Worte.
Der Dichtung ist mit unserem Verstand nicht beizukommen, sie reißt ihn mit sich fort und wirft ihn um.
Wir möchten diese Völker also, in Hinsicht auf die Regeln des Verstandes, Barbaren nennen, aber nicht in bezug auf uns, die wir sie in allen Arten der Barbarei übertreffen.
Wir werden viel weniger durch das verletzt, was uns geschieht als durch unsere Meinung darüber.
Du stützt dich auf die Märchen der Ärzte: Sieh lieber hin, wie es wirklich aussieht und was die Erfahrung lehrt.