Zitate von Otto von Leixner
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Man hört so oft von jungen Menschen den Ausspruch, sie könnten nur glücklich sein, wenn man sie sich aus ihrer Natur frei entwickeln lasse. Aber wie selten sind die Meschen, die schon vor den Jahren der Reife ihre echte Natur kennen!
Vermische in Deinem inneren Leben nicht sittliche Gefühle mit ästhetischen Empfindungen. Es gibt auch darin Meister. Sie glauben, sich alles verzeihen zu können, wenn sie schön sündigen.
Ein vollbrachtes Unrecht war zuerst ein vorgestelltes. Die Vorstellung ist die luftige Brücke, über die der Wille zur bösen Tat schreitet. Das lerne erkennen, wenn du dich zum Guten erziehen willst.
Wenn die Muse sich die phrygische Mütze aufsetzt, bekommt sie das Fieber und rast. Die kalten Umschläge der alten Frau Kritik helfen niemals; die Krankheit geht nur dann noch vorüber, wenn die Mütze abfällt.
Das Ich Der Eingang zu der Herzenspforte Ist leider nur ganz schmal und klein, Bis an sie führen weise Worte, Eintreten müssen wir allein.
Wer in einem schwankenden Menschen den Glauben erweckt, daß man an seine Kraft zum Guten unbedingt glaube, der kann ihm Kraft einflößen.
Aus einer tiefen Liebe, die beseligt und quält zugleich, entfaltet sich oft das reinste Glück einer unzertrennlichen Herzens- und Geisteseinheit. Sie ist der himmlische Lohn für schmerzliches Verzichten. Aber nur starke Herzen können ihn erringen.
Es gibt Menschen von großem Verstand und ebenso großer Leidenschaft. Die letztere richtet dann den Verstand so ab, daß er kühl alles als berechtigt nachweist, was immer die Leidenschaft heiß verlangen möge.
Männer und Frauen, die zu viel geliebt worden sind, verlieren oft die Fähigkeit, selber zu lieben.
Auch gutherzige Menschen haben bisweilen die Neigung zu boshaftem Witz. Um nicht wehe zu tun, verschlucken sie ihn. Ein Glück, wenn sie Schriftsteller sind, da können sie doch die Teufelchen aus sich herausschaffen.
Es gibt einen körperlichen Zustand, in dem sich Erregbarkeit und Mattigkeit seltsam vermischen. Das Gleiche findet sich heute in Tausenden von Geistern und Herzen: sie jagen fieberhaft nach Ruhe.
Völker lassen sich durch geschichtliche Erfahrungen niemals belehren – sie glauben erst, nachdem sie gelitten haben.
Wenn Einer uns beleidigt und dann offen sagt, es sei nicht seine Absicht gewesen, es zu thun, so können wir oft noch den Mann in ihm achten; wer dann aber erklärt, er habe nicht daran gedacht, uns zu treffen, der ist ein Feigling.
Die Emanzipierten Was man „emanzipiert“ benamset, Ist selten etwas Rechtes, Zumeist im Frauenkleid die Fehler Des männlichen Geschlechtes.
Furchtsamkeit ist das beste Mittel, um aus kleinen Gefahren große zu machen. Oft gewinnt der Feind erst Mut, wenn er die Feigheit des Gegners wahrnimmt.
Deutsch sein heißt vielen: amerikanisch, englisch, französisch oder japanisch – aber um alles in der Welt nicht deutsch sein!
Wer schweigend seinen Freund beschimpfen läßt, Verwettet hat der Mannheit letzten Rest.
Ein ungestörtes Glück verlangen, Heißt Mondeslicht mit Netzen fangen, Den Sonnenstrahl mit Ketten fesseln Und Rosen fordern von den Nesseln.
Willst du frohe Stunden haben, bereite sie andern. Aber nicht alle Kraft sollen wir im Dienst der andern verwenden; wir haben auch Pflichten gegenüber uns selbst. Diese müssen wir erhalten, nur das Ich dürfen und sollen wir opfern.
Der Spiegel des Ichs ist zu klein, um das Bild des Selbst jemals ganz geben zu können. Das Selbst ist zu klein, um vom Bilde Gottes mehr als ein Bruchstück aufzufangen.
Es gibt Lügen, die nur wegen der schönen Form, in der sie auftreten, für Wahrheiten gehalten werden. So z.B. „Ein Augenblick, gelebt im Paradiese u.s.w.“ Die Leidenschaft glaubt an sie, ehe sie den Augenblick genossen hat – dann aber in der „Hölle“ verflucht sie ihn doch.
Von dem Zukunftsstaat werden auch die Herren Ärzte sehr viel lernen können: er will acht Stunden Schlaf verbürgen. Da werden sicher gesunde Nerven wieder in Mode kommen.
Willst du wahrhaft Menschenkenner werden, so mußt du dich zur Ichlosigkeit erziehen. Wer noch für sich begehrt, erkennt nicht in Wahrheit. Die Menschenkenntnis des Selbstlings, der Schwächen anderer auffindet und benutzt, erstreckt sich niemals oder doch nur sehr selten auf das innerste Wesen.
Das Zeichen des echten Philisters ist, keine andere Weltansicht als die seinige für möglich zu halten.
Ironie kann Tochter der Weisheit – oder der Dummheit sein. Mancher Hohlkopf wendet Ironie an, weil er bemerkt hat, daß unbeholfene Menschen sich durch sie leicht verblüffen lassen.
Ergebnis Gar vieler Menschen Leben hat Ein jämmerliches Resultat: Sie mußten übermenschlich leiden, Um sich zu nähren und zu kleiden.
Jede treu erfüllte Pflicht, mag sie uns auch noch so verhaßt sein, ist ein Mittel der sittlichen Selbsterziehung.
Trau niemals einem Menschen, der sich die Haare färbt. Er färbt auch seine Gefühle.
Es ist kein Verdienst, weise zu sprechen, wenn man nicht mehr die Kraft besitzt, unweise zu handeln.
Der weiseste Professor, den es gibt, ist das Leben. Aber auch ihm gelingt es nicht, dumme Zuhörer weise zu machen.
Hüte dich vor Männern, die stets in der bedingten Form mit „könnte sein“, „dürfte“ und „vielleicht“ sprechen. Es kann ja aus Bescheidenheit stammen, oder auch aus Feigheit. Diese aber ist stets der Gegensatz zu allem, was als männlich gilt.