Otto von Leixner Zitate
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Wie arm wäre das Menschenleben, wenn wir nicht irrten!
Otto von LeixnerEin vollbrachtes Unrecht war zuerst ein vorgestelltes. Die Vorstellung ist die luftige Brücke, über die der Wille zur bösen Tat schreitet. Das lerne erkennen, wenn du dich zum Guten erziehen willst.
Otto von LeixnerDie Leidenschaften gehorchen nicht der Logik, sondern die Logik gehorcht den Leidenschaften.
Otto von LeixnerEiner der feinsten Genüsse des Menschenkenners besteht darin, zu erleben, wie bei seinem Mitmenschen die ursprüngliche Empfindung in Berechnung übergeht und Berechnung zur Natur wird.
Otto von LeixnerTrösten ist eine Kunst des Herzens. Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen und schweigend mitzuleiden.
Otto von LeixnerManche Menschen haben im Herzen eine Essigmutter. Gieße das Süßeste in ihre Seelen, es wird sauer.
Otto von LeixnerWen man nur lieben oder hassen kann, Das ist zumeist ein ganzer Mann. Der halbe ist mir stets zuwider baß, Taugt nicht zur Liebe, nicht zum Haß.
Otto von LeixnerVon dem Zukunftsstaat werden auch die Herren Ärzte sehr viel lernen können: er will acht Stunden Schlaf verbürgen. Da werden sicher gesunde Nerven wieder in Mode kommen.
Otto von LeixnerDie Begierde schleicht sich ins Herz als niedliches Schmeichelkätzchen und wächst darin in kurzer Zeit zum Königstiger. Darum seid vorsichtig den Kätzchen gegenüber; es ist leichter, gegen Pfötchen sich zu wehren als gegen Pranken.
Otto von LeixnerIm Wechseleinfluß durch sittliche Taten wandeln sich die Menschen, Erzogene und Erzieher zugleich, empfangende Geber, die reicher werden, je mehr sie geben.
Otto von LeixnerRichte nie den Wert des Menschen schnell, nach einer kurzen Stunde. Oben sind bewegte Wellen, doch die Perle liegt am Grunde.
Otto von LeixnerSelbstsucht kettet die Menschen gewaltsam zusammen, vereinigen aber kann sie nur die Liebe.
Otto von LeixnerWir haben in den trübsten Stunden ein Heilmittel zur Hand: das Denken an eine geliebte Menschenseele.
Otto von LeixnerAllen Kräften des Gemüts ruft die Zeit unbarmherzig ein hartes „Genug“ zu. Nur einer nicht: der Kraft, zu lieben.
Otto von LeixnerWerde recht empfindlich für jeden Schmerz, den du anderen bereiten könntest und härte dich seelich ab gegen jedes Leid, das andere dir bereiten.
Otto von LeixnerBei gar manchen Frauen wohnt die Leidenschaft in der Einbildungskraft. Sie können dabei innerlich kühl sein.
Otto von LeixnerDas geistige Wesen der Liebe offenbart sich am klarsten darin, daß wir mit leidenschaftlicher Innigkeit Menschen umfassen können, die wir niemals gesehen haben, und glücklich sein können in solcher Seelenliebe.
Otto von LeixnerEs gibt Lügen, die nur wegen der schönen Form, in der sie auftreten, für Wahrheiten gehalten werden. So z.B. „Ein Augenblick, gelebt im Paradiese u.s.w.“ Die Leidenschaft glaubt an sie, ehe sie den Augenblick genossen hat – dann aber in der „Hölle“ verflucht sie ihn doch.
Otto von LeixnerDer Jugend scheinbar tolle Kraft Ist oft nur Wallung im Geblüte, Des reifen Mannes Leidenschaft Wohnt still im innersten Gemüte.
Otto von LeixnerJedes Glück, das wir genießen, indem wir andern Schmerz bereiten, träufelt einen Tropfen Gift in unsere Seele.
Otto von LeixnerDrei schöne Dinge gibt es mit G: Geist, Gesundheit und Geduld. Das schönste an ihnen ist, daß sie sich mit dem vierten G: Geld nicht erkaufen lassen.
Otto von LeixnerSelbstsüchtige schmeicheln den kleinen Schwächen der Mitmenschen, um desto sicherer die großen ausnützen zu können.
Otto von LeixnerEs ist etwas Schönes um eine Stimme, die wie Musik klingt. Hüte dich aber vor Menschen, die dieses Instrument mit bewußter Künstlerschaft verwenden. Es sind durchweg berechnende Schauspieler der Lebensbühne.
Otto von LeixnerWissen bedeutet noch nicht Können.
Otto von LeixnerVieler Menschen Leben ist ein stetes Unterhandeln mit dem Laster. Sie unterwerfen sich ihm nicht und besiegen es nicht. Man nennt sie „anständige Leute“.
Otto von LeixnerDas Dogma, d.h. ein Glaubenssatz kann ein Heim des Gedankens sein, aber auch sein Gefängnis. Ein gefangener Gedanke verliert aber seine Kraft, oder er entflieht.
Otto von LeixnerMan kann im Menschenauge lesen, ob ein Herz Gott in sich trägt oder nicht. Das ihn entbehrende kann flammen, blitzen, zünden, aber es leuchtet und es wärmt nicht.
Otto von LeixnerAlle Ausschweifungen entadeln den rechten Mann, mögen sie sich auch vor der Welt verbergen; keine aber so wie die Knechtschaft unter die geschlechtliche Sinnlichkeit.
Otto von LeixnerJe flacher ein Gedanke, desto rascher versteht ihn die Menge. Weil sie ihn begreift, hält sie ihn auch für richtig. Entspricht er gar noch den Leidenschaften, dann wird er zur „einzigen“ Wahrheit erhoben.
Otto von LeixnerSpotte nie der Menschen mit schlichter Empfindung. Vielleicht tragen sie längst in sich jenes „Himmelreich“, welches du mit deinem selbstbewußten Geiste niemals oder erst nach schweren Kämpfen erringen wirst.
Otto von LeixnerLuxus ist jedes Bedürfnis, das die Verhältnisse verbieten; ist jede Ausgabe, die vorübergehende Bedürfnisse mit zu großen Mitteln befriedigt, die besser für einen bleibenden oder geistig edleren Zweck verwendet werden könnten.
Otto von Leixner„Einmal ist keinmal“ hat die Volksweisheit in einem Augenblick gesagt, wo sie töricht war. Gewöhnlich ist einmal immer oder doch sehr sehr oft.
Otto von LeixnerEs ist ein furchtbares Schicksal, wenn reif gewordene Söhne und Töchter erkennen, daß sie Vater oder Mutter nicht zu achten vermögen.
Otto von LeixnerMänner und Frauen, die zu viel geliebt worden sind, verlieren oft die Fähigkeit, selber zu lieben.
Otto von LeixnerEin Herz, das nichts zu lieben hat, Wird allgemach erkalten – Bleibt unbelastet der Magnet, Kann er bald nichts mehr halten.
Otto von LeixnerGedanken sollen Fernrohre sein, werden aber zumeist als Scheuklappen benutzt.
Otto von Leixner„Schreien hilft nichts, Tatsachen beweisen.“ So sagt man häufig. Sollte der Spruch umgekehrt dem heutigen Brauche nicht noch mehr entsprechen?
Otto von LeixnerDie Menschen gleichen den Unterscheidungszeichen. Mancher ist ein Beistrich, sogar oft ein ganz überflüssiger, der andere ein Fragezeichen oder ein Gedankenstrich. Die Bedeutenden aber sind Punkte. Sie schließen einen Gedanken ab; danach muß ein neuer Satz beginnen.
Otto von LeixnerWie verschieden die Sprache sich ausdrücken kann! Was wir zum Beispiel bei uns „berechtigten Stolz“ nennen, bezeichnen wir bei anderen als „Unverschämtheit“.
Otto von LeixnerLiebe, die in Haß umschlagen kann, ist niemals echte Liebe gewesen, denn sie wollte nur besitzen.
Otto von LeixnerDie Leidenschaft ist der größte Sophist.
Otto von LeixnerNur wer seine Kraft bindet, erhält ihr die Spannung, durch die sie Wirkung erzeugt. Die ganz entfesselte verzittert in nichtigen Wellen.
Otto von LeixnerGerechte Strafe O hüte Dich, zu stehlen je Ein durch die Pflicht verbotnes Glück. Das Schicksal fordert’s grausam einst Von Dir mit Zinseszins zurück.
Otto von LeixnerDie bequemsten Besucher sind die Redseligen. Man kann so hübsch dabei denken, wenn das Bächlein ihrer Reden plätschert, und sie freuen sich, daß wir sie nicht unterbrechen. So scheiden zuletzt beide Teile befriedigt voneinander.
Otto von LeixnerZwischen Mann und Frau, die füreinander zu fühlen beginnen, ist Schweigen das gefährlichste Zwiegespräch. Es reißt oft jäh die Schranken nieder, die das Wort aufgerichtet hat.
Otto von LeixnerDie äußeren Rücksichten verhindern die Entwicklung der inneren Freiheit und Einheit, die den höchsten, durch nichts ersetzbaren Besitz des Mannes darstellen.
Otto von LeixnerEchtes Gottvertrauen ist wie das tiefe Meer im Tagesschimmer: es leuchtet im Sonnenglanze der Liebe und spiegelt den Himmel, trotzdem alle gescheiterten irdischen Hoffnungen in seinen Tiefen versunken ruhen.
Otto von LeixnerKunstrichters Wahlspruch Was selber man nicht machen kann, Das sieht man als mißlungen an.
Otto von LeixnerEin Gewolltes soll zugleich ein Gefühltes und Gedachtes sein, dann erst tritt der reife Mensch als ein Freier mit der Vollkraft seines Wesens hinaus in das irdische Leben.
Otto von LeixnerAuch eine ungeliebte Pflichtarbeit kann uns in Tagen innerer Zerrissenheit und äußerer Kämpfe zu der Ruhe verhelfen, die der Mensch im Leben nötig hat.
Otto von Leixner