Zitate von Otto von Leixner
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Es gibt kein größeres Glück als ein friedliches Haus. Aber auch kaum ein Unglück, das mehr am Herzen frißt, als Unfrieden im eigenen Hause.

Der echte Mann, er ist ein König, Der deß zum Zeichen Münzen schlägt – Sein Thun ist Gold, das Selbst der Stempel, Der drauf den Kopf des Herrschers prägt.

Jedes Lustgefühl, das wir uns nur bereiten können, wenn wir andern Schmerz bereiten, müssen wir einmal mit Zinseszins zurückgeben.

Ein Weib, das treu und still dem eignen Hause lebt, In seiner Kinder Schicksal goldne Fäden webt.

Zwischen Mann und Frau, die füreinander zu fühlen beginnen, ist Schweigen das gefährlichste Zwiegespräch. Es reißt oft jäh die Schranken nieder, die das Wort aufgerichtet hat.

Ehre ist ein merkwürdiges Ding. Man kann davon in der Mehrzahl viel besitzen und in der Einzahl nichts.

Der ungesprochene Gedanke ist wirksamer als der gesprochene, der gesprochene wirksamer als der geschriebene, der geschriebene wirksamer als der gedruckte.

Die meisten Frauen gehorchen dem Manne sehr gern; nur muß er verlangen, was sie selber wollen.

Wer mit reinem Herzen einen Irrtum verficht, ist achtungswert. Aber er wird dadurch nicht minder gefährlich. Sein Wort kann Hunderte verführen, den Irrtum mit unreinem Wollen in die Wirklichkeit zu übertragen.

Einem Witzigen Du bist ein Selbstling, denn sogar Dein Witz ist so gemacht, Daß drüber niemand sonst, Wie nur du lacht.

Themis wird nicht unrichtig mit verbundenen Augen dargestellt. Liest man manches Urteil, so kann man sich überzeugen, daß die aus Rom eingeführte Gottheit weder die Angeklagten noch die Waage hat sehen können.

Verliebe dich, junger Mann, nie in ein Mädchen, das in sich selbst verliebt ist. Gegen diesen Nebenbuhler richtest du nichts aus.

Wenn ein Geschichtsschreiber der Zukunft unseren Mangel an tiefer, staatlicher Einsicht wird kennzeichnen wollen, dann kann er sich mit dem Ausspruch begnügen: Alles ist durch Mehrheiten entschieden worden, in denen der Esel ebensoviel gegolten hat wie der weiseste Mann, zwei Esel aber mehr als er.

Wenn man die Frauenromane unserer Zeit betrachtet, so kann man die Wahrnehmung machen, daß die Männer in ihnen von Jahr zu Jahr mehr Waschlappen werden.

Reif sein, heißt, jenseits der Wünsche leben. Die Jugend aber muß wünschen, und durch die Enttäuschungen schreiten, wenn sie jemals zur Reife gelangen will.

Der Durchschnittsmensch gleicht einer flach geschliffenen Linse: sie läßt die Strahlen durch; das Genie einer Sammellinse, die sie in sich bindet im Brennpunkte und von da als Strahlenbündel, das zünden kann, weitersendet.

Wenn wir unsere Tugenden so liebevoll behandelten wie unsere Fehler und Laster, so könnte die Erde die Menge der Engel nicht fassen.

Eine Weltweisheit, die man nur denken, nicht aber leben kann, ist nichts anderes als ein mehr oder weniger geistreiches Wörterspiel für erwachsene Kinder.

Es sähe viel besser in unserem öffentlichen Leben aus, wenn die Menschen den Zauber der Häuslichkeit mehr würdigten

Ein Herz, das nichts zu lieben hat, Wird allgemach erkalten – Bleibt unbelastet der Magnet, Kann er bald nichts mehr halten.

Der gewöhnliche Protze, der mit Gold prahlt, ist unleidlich; unleidlicher ist der Überzeugungsprotze, der uns jeden Augenblick mit seiner Gesinnungstreue in das Gesicht springt; am unleidlichsten aber der Wissensprotze, der über jede fremde Meinung mit spöttischem Mitleid lächelt.

Urteile nicht abschließend über einen Menschen, ehe du nicht weißt, wie er sich bei Erbschaftsangelegenheiten betragen hat. Ich habe manchen für feinfühlig, rücksichtsvoll und gutherzig gehalten, der urplötzlich eine fast gemeine Ichsucht entfaltete, als es die Teilung eines Nachlasses galt.

Woher – Wohin? Woher, wohin denn unser wirres Sein? Aus Dir hinaus, o Mensch, in Dich hinein!

Richte nie den Wert des Menschen schnell, nach einer kurzen Stunde. Oben sind bewegte Wellen, doch die Perle liegt am Grunde.

Brauch der Weltleute Daß manche Herzen, ach! Zu wärmen gar nicht taugen! Sie können nur in sich Die fremde Wärme saugen.

Sehr große Offenheit kann ein Zeichen sowohl für bedeutende Kraft und Sicherheit, wie für haltlose Schwäche sein. Das gleiche gilt für Verschlossenheit, denn auch sie kann sich mit Kraft und Schwäche verbinden.

Zu bedenken! Das Wort, mit dem dein Feind Dich wollte kränken, Das sollst Du, frei von Zorn, in Dir bedenken. Es kann darin ein Korn der Wahrheit liegen, Die schonend Dir der Freund stets hat verschwiegen.

Selten steht einer im Leben vom Beginn auf der richtigen Stelle. Kann er sie nicht erreichen, dann hat er zu sorgen, daß die Stelle, auf die er hingestellt ist, die richtige werde.

Nach einer Erkenntnis können wir wohl streben, aber sie erreichen ist uns versagt. Voll besitzen können wir aber eins: die Liebe.

Die nächsten Menschen sind uns oft die fernsten. Wir müssen dann die Tatsache vergessen, um dennoch ohne Nähe der Herzen Pflichten der Liebe erfüllen zu können. Aber auch das Vergessen muß man wollen – von selber gelingt es nicht.

Über die Hälfte unserer Lebenszeit handeln wir als Toren, und gar mancher muß sterben, wenn er eben begonnen hat, weise zu sein.

„Könnt‘ ich nur meine Umgebung wechseln, dann wäre ich glücklich!“ So spricht mancher launische Mann, manches launische Weib. Ihr selber seid eure Umgebung und wohin ihr geht, schleppt ihr euch und sie mit. Werdet anders und besser – und eure ganze Welt wird besser sein!

Jedes echte Dichterwerk spricht mehrere Sprachen: es sagt anderes dem Jüngling, dem Manne und dem Greise. Ein Buch, das wir nicht auf allen drei Stufenleitern der Entwicklung mit Freuden lesen können, hat nur mittleren Wert.

Die Leute, die mit Donnerworten jede Autorität im Himmel und auf Erden leugnen, nehmen innerlich eine aus: die ihrige.

Die Tugend mancher Menschen besteht bloß durch die leidenschaftliche Liebe zur Bequemlichkeit.

Die Worte „Ich will“ hört man am häufigsten von Menschen, die wenig Willen besitzen. Mit den Willensstarken verkehrt es sich leicht, wenn sie nicht gerade versteckte Ziele verfolgen. Der Umgang mit den Eigensinnigen ermüdet, weil man niemals weiß, wohin die Laune des nächsten Augenblicks sie treibt.

Je flacher ein Gedanke, desto rascher versteht ihn die Menge. Weil sie ihn begreift, hält sie ihn auch für richtig. Entspricht er gar noch den Leidenschaften, dann wird er zur „einzigen“ Wahrheit erhoben.

Ein Wahn, der eine Menschenseele zu reinem edlen Tun beschwingt, ist göttlicher also solche Wahrheit, die sie um ihre Flügel bringt.

Die reinere sittliche Einsicht, die wir auf höheren Stufen der Entwicklung gewinnen, spricht das herbste Urteil über jede Sünde, die wir auf der niedrigen begangen haben. So erwächst uns im eigenen Innern das Selbst als Richter des Ichs.

Wenn es den Menschen treibt, seinen Leidenschaften nachzugehen, weil er zu schwach ist, sie zu beherrschen, so erfindet er eine Weltanschauung, in der die Schwäche als Heldentum erscheint.

Man sagt, daß im allgemeinen die Männer alles gründlicher betreiben als die Frauen. Ich glaube, der Satz ist wahr. Vom Klatsch wenigstens weiß ich es ganz genau.

Es ist ein furchtbares Schicksal, wenn reif gewordene Söhne und Töchter erkennen, daß sie Vater oder Mutter nicht zu achten vermögen.

Das schleichendste, aber tödlichste Gift für den Charakter ist die Selbstliebe, denn sie unterwühlt die sittliche Persönlichkeit und bringt sie unfehlbar zum Fall.