Zitate von Epikur
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Die Freundschaft umtanzt den Erdenkreis, uns allen verkündend, dass wir zum Glück erwachen sollen.

Grenze der Größe der Lustempfindungen ist die Beseitigung alles Schmerzenden. Wo immer das Lusterzeugende vorhanden ist, da findet sich, solange es gegenwärtig ist, nichts Schmerzendes oder Betrübendes oder beides zusammen.

Das Unrecht ist nicht an sich ein Übel, sondern nur insofern ihm die Angst vor Entdeckung innewohnt, es könnte den für solche Fälle aufgestellten Zuchtmeistern nicht verborgen bleiben.

Der Zufall spielt bei dem Weisen eine unbedeutende Rolle; das Größte und Wichtigste ordnet er seine ganze Lebenszeit hindurch mit seinem Verstande.

Bei den meisten Menschen ist die Ruhe nichts als Erstarrung und die Bewegung nichts als Raserei.

Jede Freundschaft ist um ihrer selbst willen zu wählen; den Beweggrund dazu aber bildet der Nutzen.

Das schauerlichste Übel also, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr.

Was glückselig und unvergänglich ist, hat weder selber Sorgen, noch bereitet es anderen solche. Es hat also weder mit Zorn noch mit Gunst etwas zu schaffen; denn alles Derartige gehört zur Schwäche.

Achtet des einzigen, das Ihr habt: Diese Stunde, die jetzt ist. Als ob Ihr Macht hättet über den morgigen Tag! Wir ruinieren unser Leben, weil wir das Leben immer wieder aufschieben.

Es ist besser, getrosten Mutes auf Stroh zu liegen, als auf goldenem Pfühl an reichbesetzter Tafel seine Ruhe zu verlieren.

Auf unrechtmäßigem Wege der Habsucht zu frönen ist ein Verbrechen, aber auch auf rechtmäßigem ist es eine Schande. Denn es ist unanständig, schmutzig zu geizen, wenn es auch ohne Rechtsverletzung geschieht.

Besser ist es für dich, auf Spreu zu liegen und guten Muts zu sein als ein goldenes Ruhebett und eine reiche Tafel zu besitzen und in Unruhe zu leben.

Das Wort: Sieh auf das Ende eines langen Lebens ist undankbar dem vergangenen Guten gegenüber.

Nicht der Bauch ist unersättlich, wie die Leute meinen, sondern die falsche Vorstellung von dem unbegrenzten Anfüllen des Bauches.

An alle Begierden sollte man die Frage stellen: was wird mir, wenn ihr Wunsch befriedigt wird, und was, wenn nicht?

Man kann nicht lustvoll leben, ohne zugleich vernünftig zu leben, und umgekehrt nicht vernünftig, ohne lustvoll zu leben.

Es gibt auch in der Schlichtheit eine Vornehmheit. Wer sie nicht beachtet, erleidet ähnliches wie jener, der in die Grenzenlosigkeit des Genusses verfällt.

Wie man unter Meeresstille das versteht, daß nicht einmal der schwächste Luftzug die Flut bewegt, so erscheint der Zustand der Seele ruhig und still, wenn keinerlei Störung mehr da ist, durch die er in Erregung geraten könnte.

Keine Lust ist an sich ein Übel, aber die Wirkungen mancher Lüste bringen vielfache Störungen der Lust.

Wenn uns nicht die bedenklichen Vorstellungen von den Himmelserscheinungen und vom Tode belästigten, ob er uns am Ende nicht doch etwas angehe, sowie die Unkenntnis der Grenzen der Schmerzen und Begierden, so brauchten wir keine Naturwissenschaft.

Der leibliche Schmerz währt nicht lange, sondern sein höchster Grad dauert nur kurze Zeit; auch wenn er nur derart ist, daß er die leibliche Lust überwiegt, hält er nicht viele Tage an. Langwierige Krankheiten aber bringen immer noch mehr leibliche Lust als Schmerz mit sich.

Werden Anblick, Verkehr und Umgang miteinander genommen, so löst sich die erotische Leidenschaft auf.

Notwendigkeit ist ein Übel, aber es besteht keine Notwendigkeit unter einer Notwendigkeit zu leben.

Ich will den Menschen lieber auf Grund meiner Naturkenntnis offen verkünden, was ihnen dienlich ist, auch wenn es keiner begreift, als unter Zustimmung zum Unsinn den brausenden Beifall der Menge auf mich lenken.

Ursprung und Wurzel alles Guten ist die Lust des Bauches; denn auch das Weise und Subtile bezieht sich darauf zurück.

Wer des Guten, das ihm geworden, nicht mehr gedenkt, ist in seinem Herzen ein Greis geworden.

Keiner sieht ein Übel und wählt es, sondern man läßt sich täuschen, weil man es im Vergleich mit einem anderen noch größeren Übel für ein Gut hält, und wird eingefangen.

Wir wollen unser Mitgefühl für unsere Freunde zeigen nicht durch Klage, sondern durch Fürsorge.

Zieh dich vor allem dann in dich selbst zurück, wenn du gezwungen bist, dich unter Leuten aufzuhalten.

Der edle Mann kümmert sich am meisten um Weisheit und Freundschaft: davon ist diese ein vergängliches, jene ein unvergängliches Gut.

Aus Angst, mit Wenigem auskommen zu müssen, läßt sich der Durchschnittsmensch zu Taten hinreißen, die seine Angst erst recht vermehren.

Bei den anderen Unternehmungen folgt der Lohn im besten Falle dann, wenn sie zu ihrer Vollendung gekommen sind, bei der Philosophie aber läuft die Freude von Anfang an mit der Erkenntnis mit. Denn der Genuß kommt nicht nach dem Lernen, sondern Lernen und Genuß sind gleichzeitig.