Zitate von Friedrich Hebbel
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Mir wird alles Unveränderliche zur Schranke, und alle Schranke zur Beschränkung. Die Ehe ist eine bürgerliche, physische und in unendlich vielen Fällen auch geistige, Notwendigkeit. Der Notwendigkeit ist die Menschheit unter[ge]ordnet, jede aber ist mit Regalien verknüpft.
Nach der Seelenwanderung ist es möglich, daß Plato jetzt wieder auf einer Schulbank Prügel bekommt, weil er den Plato nicht versteht.
Die im Leben glücklich Gestellten sollten wissen oder bedenken, daß die Not die Fühlfäden des inneren Menschen nicht abstumpft, sondern verfeinert.
Der Mensch gerät in große Gefahr, wenn er seine einseitig gewonnene Erfahrung zum allgemeinen Maßstab seines Urteils und zum Prinzip seines Handelns macht.
Leicht ist ein Sumpf zu verhüten, doch ist er einmal entstanden, so verhütet kein Gott Schlangen und Molche in ihm.
Man liest manches Buch mit einem Gefühl, als ob man dem Verfasser ein Almosen erteilte.
Die Höhe der Kultur ist die einzige, zu der viele Schritte hinaufführen und nur ein einziger herunter.
Der echte Mann hat, wenn ihm eine Hoffnung fehl schlägt, nur eine Freude weniger, keinen Schmerz mehr.
Als Gott wegen einer Masse Menschen, die aus sich selbst nichts machen können, in Verlegenheit war, da schuf er das Glück.
Das Glück ist blind, heißt es. Aber diejenigen, die ihm hinterherlaufen, sind auch blind. So ist Fortuna denn die Blinde unter Blinden.
Wohl bringt die Liebe uns zuletzt auch Leid, denn eines muß ja vor dem andern sterben.
Ist es nicht gleichgültig, ob ich weiß, dass ich schon früher gelebt habe, wenn ich jetzt nur lebe?
Viele Deutsche glauben, sich jetzt dadurch patriotisch zu zeigen, daß sie Deutschland als Spucknapf gebrauchen, wenn sie in der Fremde sind.
Gefühl ist das unmittelbar von innen heraus wirkende Leben. Die Kraft, es zu begrenzen und darzustellen, macht den lyrischen Dichter.
Auf einen Menschenfeind Wie? Die Menschheit willst du, der Wichte wegen, verachten? Bist du denn selbst auch ein Wicht? Oder nicht selbst auch ein Mensch?
Vielleicht erfüllt nur derjenige den Zweck des Lebens, der mit der vollen Überzeugung, daß er nichts daran verliert, davon scheidet!
Egoisten sind alle. Der schlimmste aber ist jener, welcher nicht glaubt es zu sein, weil es an Maß ihm gebricht.
Es gibt Leute, die sich ganz gemütlich vom Turm herunterstürzen, weil sie erwarten, daß ihnen während des Falls Flügel wachsen.
Alles Vortreffliche bereichert die Zukunft, ist aber auch ein Raub an ihr, denn nie ist ein gleiches möglich.
Bei einem großen Dichter hat man ein Gefühl, als ob Dinge emportauchten, die im Chaos steckengeblieben sind.
Wenn einem Philosophen ein Licht aufgeht, ist’s für den anderen immer ein Schatten.
Nicht nach der Länge seines Arms: nach der Länge seines Auges muß der Mensch sein Glück messen.
Des Lebens schlimmste Krankheit ist’s, daß wir noch wissen, was wir waren, wenn wir längst es nicht mehr sind. Da wollen wir zurück in uns’re Wurzeln kriechen, doch umsonst.
Alles Schreiben läuft auf Mischen hinaus, die Ingredienzien bleiben ewig dieselben. Aber, jede neue Zeit ruft ein neues Rezept hervor und jedes neue Rezept eine neue Medizin.