Der Gedanke des sterbenden Nero: qualis artifex pereo! war auch der Gedanke des sterbenden Augustus: Histrionen-Eitelkeit! Histrionen-Schwatzhaftigkeit! Und recht das Gegenstück zum sterbenden Sokrates!

Ich liebe diese Art Feigheit gegen die eigene Tat nicht; man soll sich selbst nicht im Stich lassen, unter dem Ansturz unerwarteter Schande und Bedrängnis.

Man soll von sich nichts wollen, was man nicht kann.

Fremde sind vielleicht Freunde, die wir heut‘ noch nicht kennen.

Wem die Keuschheit schwer fällt, dem ist sie zu widerraten; dass sie nicht der Weg zur Hölle werde – das ist zu Schlamm und Brunst der Seele.

„Sei wenigstens mein Feind!“ – so spricht die wahre Ehrfurcht, die nicht um Freundschaft zu bitten wagt.

Unser letztes Ereignis ist immer noch Luther, unser einziges Buch immer noch die Bibel.

Wer sich selber nicht glaubt, lügt immer.

Entweder versteckt man seine Meinungen oder man versteckt sich hinter seinen Meinungen. Wer es anders macht, der kennt den Lauf der Welt nicht oder gehört zum Orden der heiligen Tollkühnheit.

Wir brauchen die Demokratie, um die Wirtschaft am Regieren zu hindern.

Die Kraft steckt in der Qualität.

Das Tragische an jeder Erfahrung ist, daß man sie erst macht, nachdem man sie gebraucht hätte.

Logik selber aber ist eine konsequente Zeichenschrift auf Grund der durchgeführten Voraussetzung, daß es identische Fälle gibt.

Der Besitz wird durch das Besitzen meistens geringer.

Der Glaube an Autorität ist die Quelle des Gewissens: Es ist also nicht die Stimme Gottes in der Brust des Menschen, sondern die Stimme einiger Menschen im Menschen.

Die Neigung, sich herabzusetzen, sich bestehlen, belügen und ausbeuten zu lassen, könnte die Scham eines Gottes unter Menschen sein.

Es gibt zwar ein großes Glück, aber kein langes Glück.

Und seht mir doch diese Männer an: ihr Auge sagt es – sie wissen nichts Besseres auf Erden, als bei einem Weibe zu liegen.

Die Griechen, die so gut wußten, was ein Freund ist, haben die Verwandten mit einem Ausdruck bezeichnet, welcher der Superlativ des Wortes „Freund“ ist. Dies bleibt mir unerklärlich.

Man erkennt einen Philosophen daran, daß er drei glänzenden und lauten Dingen aus dem Wege geht: dem Ruhme, den Fürsten und den Frauen – womit nicht gesagt ist, daß sie nicht zu ihm kämen.

Mit Chopin verglichen, war mir selbst Beethoven ein halbbarbarisches Wesen, dessen große Seele schlecht erzogen wurde, so dass sie das Erhabene vom Abenteuerlichen, das Schlichte vom Geringen und Abgeschmackten nie recht zu unterscheiden gelernt hat.

Das Schlimmste aber sind die kleinen Gedanken.

Bitter ist auch noch das süßeste Weib.

Gipfel und Abgrund – das ist jetzt in eins beschlossen!

Wir leben in einem System, in dem man entweder Rad sein muß oder unter die Räder gerät.

Ich misstraue allen Systematikern und gehe ihnen aus dem Weg. Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit.

Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.

Die Schlange, welche sich nicht häuten kann, geht zugrunde. Ebenso die Geister, welche man verhindert, ihre Meinungen zu wechseln; sie hören auf, Geist zu sein.

Die Dressierbarkeit der Menschen ist in diesem demokratischen Europa sehr groß geworden; Menschen welche leicht lernen, leicht sich fügen, sind die Regel: Das Herdentier, sogar höchst intelligent, ist präpariert.

Die beste Medizin: Ein Sieg!

Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

Indem wir fortwährend uns üben, es mit allerlei Mitmenschen auszuhalten, üben wir uns unbewußt darin, uns selber auszuhalten: was eigentlich die unbegreiflichste Leistung des Menschen ist.

Skepsis an der Moral ist das Entscheidende.

Epikur hat zu allen Zeiten gelebt und lebt noch, unbekannt denen, welche sich Epikureer nannten und nennen, und ohne Ruf bei den Philosophen. Auch hat er selber den eigenen Namen vergessen: es war das schwerste Gepäck, welches er je abgeworfen hat.

Reife des Mannes: das heißt den Ernst wiedergefunden haben, den man als Kind hatte, beim Spiel.

Aber, wo ich nur Lebendiges fand, da hörte ich auch die Rede vom Gehorsame. Alles Lebendige ist ein Gehorchendes.

Du läufst voran? – Tust du das als Hirt? oder als Ausnahme? Ein dritter Fall wäre der Entlaufene…

Es gibt im Verkehr mit Menschen keine größere Torheit als sich den Ruf der Anmaßung zuzuziehen; es ist noch schlimmer, als wenn man nicht gelernt hat, höflich zu lügen.

Singe mir ein neues Lied: die Welt ist verklärt und alle Himmel freuen sich.

Das Gute ist leicht. Alles Göttliche läuft auf zarten Füßen.

Es ist verräterisch, wenn jemand nach Größe strebt. Die Menschen der besten Qualität streben nach Kleinheit.

Die Eltern machen unwillkürlich aus dem Kinde etwas ihnen Ähnliches – sie nennen das Erziehung.

Man hört nur die Fragen, auf welche man im Stande ist, eine Antwort zu finden.

Größe heißt: Richtung geben.

Wer von Grund auf Lehrer ist, nimmt alle Dinge nur in Bezug auf seine Schüler ernst, – sogar sich selbst.

Wenn man klug ist, tut man am besten daran, weise zu sein.

Damit es Kunst giebt, damit es irgend ein ästhetisches Thun und Schauen giebt, dazu ist eine physiologische Vorbedingung unumgänglich: der Rausch.

„Glaube“ heißt Nicht-wissen-wollen, was wahr ist.

Jeder ist sich selbst der Fernste.

Dieser unbedingte Wille zur Wahrheit: Was ist er? Ist es der Wille, sich nicht täuschen zu lassen? Ist es der Wille, nicht zu täuschen?