Zitate von Friedrich Nietzsche
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Eurer Kinder Land sollt ihr lieben – diese Liebe sei euer neuer Adel – das unentdeckte Land im tiefen Meer, nach dem heiße ich eure Seele suchen und suchen.
So erleichtern die Griechen dem modernen Menschen das Mitteilen von mancherlei schwer Mitteilbarem und Bedenklichem.
Eine schöne Frau hat doch etwas mit der Wahrheit gemein (was auch die Lästerer sagen mögen!): beide beglücken mehr, wenn sie begehrt, als wenn sie besessen werden.
Liebe und Haß sind nicht blind, aber sie sind geblendet von dem Feuer, das sie selber mit sich tragen.
Bei einem längeren Gespräche wird auch der Weiseste einmal zum Narren und dreimal zum Tropf.
Der Einwand, der Seitensprung, das fröhliche Misstrauen, die Spottlust sind Anzeichen der Gesundheit: alles Unbedingte gehört in die Pathologie.
„Einfach und natürlich“ zu sein ist das höchste und letzte Ziel der Kultur: Inzwischen wollen wir uns bestreben, uns zu binden und zu formen, damit wir zuletzt vielleicht ins Einfache und Schöne zurückkommen.
Es ist schwierig, mit den Menschen zusammenzuleben, weil das Schweigen so schwierig ist.
Die Eifersucht ist die geistreichste Leidenschaft und trotzdem noch die größte Torheit.
All das schwärmende Geschmeiß der „Gebildeten“, das sich am Schweiße jedes Helden – gütlich tut!
„Lieber schuldig bleiben, als mit einer Münze zahlen, die nicht unser Bild trägt!“ – so will es unsere Souveränität.
Definition des Protestantismus: die halbseitige Lähmung des Christentums und der Vernunft.
Ein Gärtchen, Feigen, kleine Käse und dazu drei oder vier gute Freunde, – das war die Üppigkeit Epikurs.
Ich bin Zarathustra, der Gottlose: Wo finde ich Meines-Gleichen? Und alle die sind Meines-Gleichen, die sich selber ihren Willen geben und alle Ergebung von sich abtun.
Der Staat ist eine kluge Veranstaltung zum Schutze der Individuen gegeneinander.
Das Glück des Menschen beruht darauf, dass es irgendwo für ihn eine undiskutierbare Wahrheit gibt.
An den ehrbaren Menschen stoßen mich eine Menge Dinge ab; und seid gewiß, es sind nicht nur die bösen.
Und erst, wenn er sich von sich selber abwendet, wird er über seinen eignen Schatten springen – und, wahrlich! hinein in seine Sonne.
Die Idee, Vorurteile finden zu müssen, kann zum Vorurteil werden. Der Hang, Entdecker von Vorurteilen zu sein, wird leicht auch der Erfinder von Vorurteilen.
Unbeliebten Personen rechnen wir die Artigkeiten, welche sie uns erweisen, zum Vergehen an.
Das Gebet ist für solche Menschen erfunden, welche eigentlich nie von sich aus Gedanken haben denen eine Erhebung der Seele ungekannt ist oder unbemerkt verläuft.
Ein Talent haben ist nicht genug: man muss auch eure Erlaubnis dazu haben – wie? meine Freunde?
Charakter nennt man die Gebundenheit der Ansichten, durch Gewöhnung zum Instinkt geworden.
Du hältst es nicht mehr aus, dein herrisches Schicksal? Liebe es, es bleibt die keine Wahl!
Wirf das Missvergnügen über dein Wesen ab, verzeihe dir dein eignes Ich, denn in jedem Falle hast du an dir eine Leiter mit hundert Sprossen, auf welchen du zur Erkenntnis steigen kannst.
Mit deiner Liebe gehe in deine Vereinsamung und mit deinem Schaffen, mein Bruder; und spät erst wird die Gerechtigkeit dir nachhinken.
In Aphorismen-Büchern gleich den meinigen stehen zwischen und hinter kurzen Aphorismen lauter verbotene lange Dinge und Gedanken-Ketten; und manches darunter, das für Ödipus und seine Sphinx fragwürdig genug sein mag.
Der Sinn in den Gebräuchen der Gastfreundschaft ist: das feindliche im Fremden zu lähmen.
Ein Werkzeug kann nicht seine eigene Tauglichkeit kritisieren: der Intellekt kann nicht selber seine Grenze, auch nicht sein Wohlgeratensein oder sein Mißratensein bestimmen.
Weib und Genie arbeiten nicht. Das Weib war bisher der höchste Luxus der Menschheit.
Es gibt bei jeder Handlung erstens das wirkliche Motiv, das verschwiegen wird, zweitens das präsentable, eigenständliche Motiv.
Die Tendenz der Herde ist auf Stillstand und Erhaltung gerichtet, es ist nichts Schaffendes in ihr.
Und in dieser Mitte, zwischen Tugend und Fehler, liegen alle Eigenschaften des Philisters.