Zitate von Helmut Glatz

Man müsste psychologische Uhren erfinden, die einmal langsam, einmal schnell gehen je nach Befindlichkeit des Besitzers. Ebenso benutzerfreundliche Personenwaagen, Stechuhren, Parkuhren, Fieberthermometer und überhaupt sämtliche Messinstrumente. Wie menschlich wäre unsere Welt mit einem Schlag.

Es gibt keine schlimmere Untat, als die Heimat zu beschädigen, die jemand im Herzen trägt.

Die elektronischen Kommunikationsmittel halten die Erde wie in einem Netz gefangen. Aber den Fischer hat noch niemand entdeckt.

Es ist höchst bedauerlich, dass sich unsere Lyriker auf die Worte „Deutsch“ und „Mensch“ keinen Reim machen können.

Ebenso könnte man sich vorstellen, dass wir Spiegelbilder einer vierdimensionalen Welt sind.

Am Baum der Wissenschaft wächst die Erkenntnis. Und an seinen Wurzeln nagen die Ratten.

Es ist ein Dilemma: Die Schamgesellschaft schämt sich der Schuldgesellschaft, und die Schuldgesellschaft gibt der Schamgesellschaft die Schuld.

Es ist ein Irrtum anzunehmen, die Summe vieler kleiner Geister ergäbe einen großen Geist. Hier versagt die Arithmetik.

Es gibt unzählige Welten. Nur diejenigen gewinnen an Wirklichkeit und Schärfe, die, auf das Ziel bezogen, lebensfähig sind.

Auch unter den Sprachen der Völker gibt es Hierarchien. Unsere Vorliebe für das Amerikanische ist eine Unterwerfungsgeste.

Das vielfältigste Leben herrscht an den Rändern. Das gilt für die Straßengräben ebenso wie für die großen Städte.

Manche Menschen übertrumpfen selbst den Kuckuck. Sie legen ihre Eier nicht nur in die Nester fremder Vögel, sie zwitschern auch wie diese.

Biologen meinen, das Eichhörnchen würde seine Vorratslager vergessen. In Wirklichkeit pflanzt es Bäume für kommende Generationen.

Was drängt es die Kühe auf die Weide, wenn sie im Stall sind und in den Stall, wenn sie auf der Weide sind? In dieser Beziehung sind auch wir Menschen wahre Rindviecher.

Nach dem Chaosprinzip hat auch der Dümmste einmal einen vernünftigen Gedanken. Aber wie steht es mit der Geduld der Zuhörer?

Spiegel sind etwas Seltsames: Sie bilden unsere dreidimensionale Welt auf einer zweidimensionalen Fläche ab.

Dem Menschen ist die Angst angeboren. Wenn er keine Anlässe zur Angst hat, sucht er sich welche.

Manchen Menschen geht es wie den Herbstzeitlosen. Sie haben den Sommer verschlafen. Nun stehen sie einsam auf der Wiese.

Nirgendwo wird mehr Unrecht getan als bei der Beurteilung geschichtlicher Ereignisse. Der Grund liegt in der Schwierigkeit, den adäquaten Standpunkt zu finden.

Es gibt Blumen, die wie Gedichte sind. Es gibt Gedichte, die wie Bäume sind. Es gibt Bäume, die wie Menschen sind. Fraktale der Welt.

Innere Wahrhaftigkeit setzt Wahrheit voraus. Wahrheit setzt Wirklichkeit voraus. Was aber ist wirklich?