Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Das Lebendige ist zwar in Elemente zerlegt, aber man kann es aus diesen nicht wieder zusammenstellen und beleben.
Xenien nennt ihr euch? Ihr gebt euch für Küchenpräsente? – Isst man denn, mit Vergunst, spanischen Pfeffer bei euch?
Dies ist der Jugend edelster Beruf: Die Welt, sie war nicht, eh ich sie erschuf! Die Sonne führt ich aus dem Meer herauf; mit mir begann der Mond des Wechsels Lauf. Da schmückte sich der Tag auf meinen Wegen, die Erde grünte, blühte mir entgegen. Auf meinen Wink, entfaltete sich aller Sterne Pracht.
Wie man es nur über das Herz bringen kann, die garstigen Affen so sorgfältig abzubilden. Man erniedrigt sich schon, wenn man sie nur als Tiere betrachtet; man wird aber wirklich bösartiger, wenn man dem Reize folgt, bekannte Menschen unter dieser Maske aufzusuchen.
Als ich jung war waren alle meine Glieder gelenkig bis auf eins. Jetzt wo ich alt bin, sind alle meine Glieder steif, bis auf eins.
Begriff ist Summe, Idee Resultat der Erfahrung; jene zu ziehen, wird Verstand, dieses zu erfassen, Vernunft erfordert.
Anstatt daß ihr bedächtig steht, Versucht’s zusammen eine Strecke; Wißt ihr auch nicht, wohin es geht, So kommt ihr wenigstens vom Flecke.
Das unmittelbare Gewahrwerden der Urphänomene versetzt uns in eine Art von Angst: wir fühlen unsere Unzulänglichkeit; nur durch das ewige Spiel der Empirie belebt, erfreuen sie uns.
Es ist eine Eigenschaft der menschlichen Seele, daß die sich dann am schnellsten erhebt, wenn sie am stärksten niedergedrückt wird.
Und so wäre es wohl das Beste, sich nicht zu bekümmern, was andere tun, sondern immerfort zu suchen, wie weit man es selbst bringen kann.
Jedes Existierende ist ein Analogon alles Existierenden; daher erscheint uns das Dasein immer zu gleicher Zeit gesondert und verknüpft.
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet, und wir haben uns, wenn wir einigermaßen zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst so beweglich und bildsam zu erhalten, nach dem Beispiele, mit dem sie uns vorgeht.
Das ist bei manchem Entbehren der große Vorteil hohen Alters, sich ein ganzes Jahrhundert vorführen zu können und es beinahe als persönlich gegenwärtig anzuschauen.
Die Geheimnisse der Lebenspfade darf und kann man nicht offenbaren, es gibt Steine des Anstoßes, über die ein jeder Wanderer stolpern muß. Der Poet aber deutet auf die Stelle hin.
Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.
Er [Herder] hatte etwas Weiches in seinem Betragen, das sehr schicklich und anständig war.
Wer von seinem Verstand zum Schaden anderer Gebrauch macht oder diese auch nur dadurch einschränkt, ist insofern unmoralisch.
Jede Gattung Menschen, die Uniform trägt, imponiert dem großen Haufen und weiß sich ihres Vorzugs meistens sehr gut zu bedienen.
Ich sage immer und wiederhole es, die Welt könnte nicht bestehen, wenn sie nicht so einfach wäre.
Nicht jede Absicht ist offenbar, und manches Mannes Absicht ist zu mißdeuten.
Alles, was uns begegnet, läßt Spuren zurück, alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei; doch es ist gefährlich, sich davon Rechenschaft geben zu wollen. Wir werden dabei entweder stolz und lässig oder niedergeschlagen und kleinmütig.
Dem Glücklichen kann es an nichts gebrechen, der dies Geschenk mit stiller Seele nimmt: Aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit, der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit.
Hypothesen sind Wiegenlieder, womit der Lehrer seine Schüler einlullt, der denkende treue Beobachter lernt immer mehr seine Beschränkung kennen, er sieht: je weiter sich das Wissen ausbreitet, desto mehr Probleme kommen zum Vorschein.
Die Bäume und Sträucher, die vor zwanzig Jahren gesetzt worden, haben dem Boden und dem Hause Licht und Luft fast weggenommen. So kommt es wohl manchmal, daß uns unsere eignen Wünsche über den Kopf wachsen.
Es ist, als ob ein Genius oft unser Hechemonichon verdunkelte, damit wir zu unsrem und andrer Vorteil Fehler machen.
Die Bibel ist so voller Gehalt, daß sie mehr als jedes andre Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge darbietet.
Das Nützliche befördert sich selbst, denn die Menge bringt es hervor, und alle können’s nicht entbehren; das Schöne muß befördert werden, denn wenige stellen’s dar und viele bedürfen’s.
Es gibt Hypothesen, wo Verstand und Einbildungskraft sich an die Stelle der Idee setzen.
Die Jugend verschlingt nur, dann saufet sie fort. Ich liebe, zu tafeln am lustigen Ort, ich kost‘ und ich schmecke beim Essen.
Man soll nur seine Arbeiten so gut und so mannigfaltig machen als man kann, damit sich jeder etwas auslese und auf seine Weise daran Theil nehme.
O, laß dem Menschen des Schweigens edlen Stolz! Gar vieles kann, gar vieles muß geschehen, was man mit Worten nicht bekennen darf.
Große, von Ewigkeit her oder in der Zeit entwickelte ursprüngliche Kräfte wirken unaufhaltsam, ob nutzend oder schadend, das ist zufällig.
Liegt der Irrtum nur erst wie ein Grundstein unten im Boden, immer baut man darauf, nimmer mehr kommt er an den Tag.
Wer das Dichten will verstehen, Muß ins Land der Dichtung gehen; Wer den Dichter will verstehen, Muß in Dichters Lande gehen.