Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Denn niemand glaube, die ersten Eindrücke der Jugend überwinden zu können.
Ein Mensch, der um anderer willen, ohne dass es seine eigene Leidenschaft, sein eigenes Bedürfnis ist, sich um Geld oder Ehre oder sonst etwas abarbeitet, ist immer ein Tor.
Es ist nichts Tröstlicheres in älteren Jahren, als aufkeimende Talente zu sehen, die eine weite Lebensstrecke auszufüllen versprechen.
Ich will auch nicht mehr ruhen, bis mir nichts mehr Wort und Tradition, sondern lebendigen Begriff ist. Von Jugend auf war mir dieses mein Trieb und meine Plage.
Einer Gesellschaft von Freunden harmonische Stimmung zu geben und manches aufzuregen, was bei den Zusammenkünften der besten Menschen so oft nur stockt, sollte von Rechts wegen die beste Wirkung der Poesie sein.
Und wärst du auch zum fernsten Ort, Zur kleinsten Hütte vorgedrungen; Was hilft es dir, du findest dort Tabak und böse Zungen.
Wie manches Bedeutende sieht man aus Theilen zusammensetzen: man betrachte die Werke der Baukunst; man sieht manches sich regel- und unregelmäßig anhäufen. Daher ist uns der atomistische Begriff nah und bequem zur Hand; deßhalb wir uns nicht scheuen, ihn auch in organischen Fällen anzuwenden.
Die Bildhauerkunst wird mit Recht so hoch gehalten, weil sie die Darstellung auf ihren höchsten Gipfel bringen kann und muß, weil sie den Menschen von allem, was ihm nicht wesentlich ist, entblößt.
Über Geschichte kann niemand urteilen, als wer an sich selbst Geschichte erlebt hat. So geht es ganzen Nationen.
Die Furcht ist ein Zustand träger Schwäche und Empfänglichkeit, wo es jedem Feinde leicht wird, von uns Besitz zu nehmen.
Lass dich nicht verdrießen, den Dichter* auf solche Weise gleichsam zu zerstückeln; ich kenne nur diesen Weg, um aus der allgemeinen in die besondere Bewunderung zu gelangen.
So eigensinnig widersprechend ist der Mensch: zu seinem Vorteil will er keine Nötigung, zu seinem Schaden leidet er jeden Zwang.
Hegel hat in den Berliner Jahrbüchern eine Rezension über Hamann geschrieben, die ich in diesen Tagen lese und wieder lese und die ich sehr loben muss. Hegels Urteile als Kritiker sind immer gut gewesen.
Es ist mit Meinungen, die man wagt, wie mit Steinen, die man voran im Brette bewegt: Sie können geschlagen werden, aber sie haben ein Spiel eingeleitet, das gewonnen wird.
Man erkundige sich ums Phänomen, nehme es so genau damit als möglich und sehe, wie weit man in der Einsicht und in praktischer Anwendung damit kommen kann, und lasse das Problem ruhig liegen.
Rat zu geben ist das dümmste Handwerk, das einer treiben kann. Rate sich jeder selbst und tue, was er nicht lassen kann.
In jeder großen Trennung liegt ein Keim von Wahnsinn; man muß sich hüten, ihn nachdenklich auszubrüten und zu pflegen.
Eingefroren sahen wir so Jahrhunderte starren, Menschengefühl und Vernunft schlich nur verborgen am Grund.
Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll, Daß niemand weiß, wie er ihn meiden soll.
Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt.
Du sehnst dich, weit hinaus zu wandern, bereitest dich zu raschen Flug? Dir selbst sei treu und treu den andern, dann ist die Enge weit genug!
Der Lebende bedenke, Wenn auch der Tag ihm mault, Daß er den Freunden schenke, Was nie und nimmer fault.
Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig, Ätherische Dämmerung milde zu begrüßen; Du, Erde, warst auch diese Nacht beständig Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen.
Ja, schelte nur und fluche fort, – Es wird sich Beßres nie ergeben; – Denn Trost ist ein absurdes Wort: – Wer nicht verzweifeln kann, der muss nicht leben.
Noch niemand konnte es fassen, wie Seele und Leib so schön zusammenpassen, so fest sich halten, als um nie zu scheiden, und doch den Tag sich immerfort verleiden.
Liest doch nur jeder aus dem Buch sich heraus, und ist er gewaltig, so liest er in das Buch sich hinein, amalgamiert sich das Fremde.
Zu der Zeit lebt sich’s am besten, wenn man noch denkt, daß man allein liebt und noch kein Mensch so geliebt hat und lieben werde.
Es gibt auch Afterkünstler, Dilettanten und Spekulanten; jene beiden treiben die Kunst um des Vergnügens, diese um des Nutzens willen.
Ein Eklektiker aber ist ein jeder, der aus dem, was ihn umgibt, aus dem, was sich um ihn ereignet, sich dasjenige aneignet, was seiner Natur gemäß ist.
Beim Übersetzen muss man bis ans Unübersetzliche herangehen; alsdann wird man aber erst die fremde Nation und die fremde Sprache gewahr.
Wer Waffen schmiedet, bereitet Krieg und muß davon der Zither Klang nicht erwarten.
Über vieles kann der Mensch zum Herrn sich machen, seinen Sinn bezwinget kaum die Not und lange Zeit.
Denn wenn wir uns selbst fragen und andere beobachten, so finden wir, dass wir selten durch uns selbst bewogen werden, diesem oder jenem Wunsche zu entsagen, meist sind es die äußeren Umstände, die uns dazu nötigen.
Anatomieren magst du die Sprache, doch nur ihr Kadaver; Geist und Leben entschlüpft flüchtig dem Skalpell.