Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
page 17
Man müsse, fügte er [Goethe] hinzu, stets auf einem großen Stück Papier beginnen, der kleine Raum beenge auch die Gedanken.
Nachts, wenn gute Geister schweifen, Schlaf dir von der Stirne streifen, Mondenlicht und Sternenflimmern dich mit ewigem All umschimmern, scheinst du dir entkörpert schon, wagest dich an Gottes Thron.
Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, der zu verwunden glaubt.
Wo auch der Mensch seinen Überfluß hinwendet, ihm ist wohl dabei, am wohlsten, wenn er sich damit schmückt und aufputzt.
Der Vater erhebe seinen Sohn zum Mitbesitzer, er lasse ihn mitbauen, -pflanzen und erlaube ihm, wie sich selbst, eine unschädliche Willkür.
Nennen Sie mir den Menschen, der übler Laune ist und so brav dabei, sie zu verbergen, sie allein zu tragen, ohne die Freude rund um sich her zu zerstören!
Wenn ein Wunder in der Welt geschieht, geschieht es durch liebevolle, reine Herzen.
Märchen: das uns unmögliche Begebenheiten unter möglichen oder unmöglichen Bedingungen als möglich darstellt. Roman: der uns mögliche Begebenheiten unter unmöglichen oder beinahe unmöglichen Bedingungen als wirklich darstellt.
Mir ist es jetzt so zu Mute, als wenn ich nie ein Gedicht gemacht hätte oder machen würde, es ist das beste, dass die Stimmung dazu unerwartet und ungerufen kommt.
Der Augenblick ist eine Art von Publikum: man muß ihn betrügen, daß er glaube, man tue was; dann läßt er uns gewähren und im geheimen fortführen, worüber seine Enkel erstaunen müssen.
Gesittung ist immer da auf Erden zu Hause, wo Menschen ein lebenswertes Leben leben. Dazu müssen wertvolle Lebensordnungen gestiftet und als verbindlich anerkannt werden.
Ihrer viele wissen viel, Von der Weisheit sind sie weit entfernt. Andre Leute sind euch ein Spiel; Sich selbst hat niemand ausgelernt.
Hör auf mit deinem Gram zu spielen, Der wie ein Geier dir am Leben frißt! Die schlechteste Gesellschaft läßt dich fühlen, Daß du ein Mensch mit Menschen bist. (Faust)
Sollten nicht, sagte er manchmal im stillen zu sich selbst, uns in der Jugend wie im Schlafe, die Bilder zukünftiger Schicksale umschweben und unserm unbefangenen Auge ahnungsvoll sichtbar werden?
Denn die Menschen, sie sind gut, würden besser bleiben, sollte nicht, wie’s einer tut, auch der andre treiben.
Dem weisen Mann gibt solch Betragen Qual; der Gute doch versucht es noch einmal. Ein Quentchen Dank wird, hoch ihn zu vergnügen, den Zentner Undank völlig überwiegen.
Dieser ist mir Freund, der mit mir Strebendem wandelt. Lädt er zum Sitzen mich ein, stehl ich für heute mich weg.
Jeder Schriftsteller schildert sich einigermaßen in seinen Werken, auch wider Willen, selbst.
Jene göttliche Erleuchtung, wodurch das Außerordentliche entsteht, werden wir immer mit der Jugend und der Produktivität im Bunde finden, wie denn Napoleon einer der produktivsten Menschen war, die je gelebt haben.
Vieles geht in der Welt verloren, weil man es zu geschwind für verloren gibt.
Man sagt immer was Dummes, wenn man was allgemeines oder was künftig zu thuendes sagt.
Wer in einem gewissen Alter frühere Jugendwünsche und Hoffnungen realisieren will, betrügt sich immer, denn jedes Jahrzehnt des Menschen hat sein eigenes Glück, seine eigenen Hoffnungen und Aussichten.
Gott, wenn wir hoch stehen, ist alles; stehen wir niedrig, so ist er ein Supplement unserer Armseligkeit.
Kein Wunder, daß wir uns alle mehr oder weniger im Mittelmäßigen gefallen, weil es uns in Ruhe läßt; es gibt das behagliche Gefühl, als wenn man mit seinesgleichen umginge.
Neben denen dereinst zu ruhen, die man liebt, ist die angenehmste Vorstellung, welche der Mensch haben kann, wenn er einmal über das Leben hinausdenkt. Zu den Seinen versammelt werden, ist ein so herzlicher Ausdruck.
Mein Fußtritt, Kind! hat Größres zu bedeuten. Zu Gleichem Gleiches, was auch einer litt; Fuß heilet Fuß, so ist’s mit allen Gliedern.
Man sieht gleich, wo die zwei notwendigsten Eigenschaften fehlen: Geist und Gewalt.
Ein Mensch zeigt nicht eher seinen Charakter, als wenn er von einem großen Menschen oder irgend von etwas Außerordentlichem spricht. Er ist der rechte Probierstein aufs Kupfer.
Die Geschichte des guten Jesus hab ich nun so satt, daß ich sie von keinem als allenfalls von ihm selbst hören möchte.
Liebe und Verlangen, süßer Genuss, glückliche Befriedigung! färbt nicht jeder dieser Momente mit andern Farben eine geliebte Schönheit?
Der Irrtum ist recht gut, so lange wir jung sind; man muß ihn nur nicht mit in’s Alter schleppen.
Der Alte schlummert wie das Kind, Und wie wir eben Menschen sind, Wir schlafen sämtlich auf Vulkanen.
Allem Leben, allem Tun, aller Kunst muß das Handwerk vorausgehen, welches nur in der Beschränkung erworben wird. Eines recht wissen und ausüben, gibt höhere Bildung als Halbheit im Hundertfältigen.
Aber die Menschen können keine Ruhe halten, und ehe man es sich versieht, ist die Verwirrung wieder oben auf. Wir wollen uns nur im stillen auf dem rechten Wege fort halten und die übrigen gehen lassen, das ist das Beste.
Selbst ist der Mann! Wer Thron und Kron begehrt, persönlich sei er solcher Ehren wert!
Mit diesen Menschen umzugehen, ist wahrlich keine große Last: Sie werden dich recht gut verstehen, wenn du sie nur zum besten hast.
Den Deutschen ist nichts daran gelegen, zusammenzubleiben, aber doch für sich zu bleiben. Jeder, sei er auch, welcher er wolle, hat so ein eigenes für sich, daß er sich nicht gerne möchte nehmen lassen.
Des Menschen größtes Verdienst bleibt wohl, wenn er die Umstände soviel als möglich bestimmt und sich so wenig als möglich von ihnen bestimmen läßt.
Bald kann man den Traum vom Leben nicht unterscheiden. Wäre nicht doch das Losungswort: Liebe und Anhänglichkeit.