Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Die Natur. Sie ist listig, aber zu gutem Ziele, und am besten ist’s, ihre List nicht zu merken.
Es wiederholt sich alles Bedeutende im großen Weltgange, der Achtsame bemerkt es überall.
Mit dem Genie haben wir am liebsten zu tun, denn dieses wird eben von dem guten Geiste beseelt, bald zu erkennen was ihm nutz ist. Es begreift, dass Kunst eben darum Kunst heiße, weil sie nicht Natur ist.
Als wenn ich auf den Maskenball käme Und gleich die Larve vom Angesicht nähme.
Man tanzt, man schwatzt, man kocht, man trinkt, man liebt; Nun sage mir, wo es was Bessers gibt?
Der einzelne Künstler kann sich freylich nicht isoliren, und doch gehört Einsamkeit dazu um in die Tiefe der Kunst zu bringen und die tiefe Kunst in seinem eignen Herzen aufzuschließen. Freylich keine absolute Einsamkeit sondern Einsamkeit in einem lebendigen reichen Kunstkreise.
Wer die deutsche Sprache versteht und studiert, befindet sich auf dem Markte, wo alle Nationen ihre Waren anbieten; er spielt den Dolmetscher, indem er sich selbst bereichert.
Die Zeit ist unendlich lang und ein jeder Tag ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen läßt, wenn man es wirklich ausfüllen will.
Ihr laßt mich nicht, ihr bleibt dabei, Begehret Rat, ich kann ihn geben; Allein, damit ich ruhig sei, Versprecht mir, ihm nicht nachzuleben.
Tiefe Gemüter sind genötigt, in der Vergangenheit so wie in der Zukunft zu leben.
Den einzelnen Verkehrtheiten des Tages sollte man immer nur große weltgeschichtliche Massen entgegensetzen.
Wenn man so den moralischen Schneeballen seines Ich ein Jahr weiter gewälzt hat, er hat doch um ein Gutes zugenommen. Gott verhüte Tauwetter.
Es befindet sich wohl keine Kirche in der Christenheit, deren frühere Gemälde, Statuen oder sonstige Denkmale nicht neuere Bedürfnissen oder verändertem Kunstgeschmack einmal weichen müssen.
Sie sagten neulich, dass zur Poesie nur die Poesie Stimmung gäbe, und da das sehr wahr ist, so sieht man, wie viel Zeit der Dichter verliert, wenn er sich mit der Welt abgibt, besonders wenn es ihm an Stoff nicht fehlt.
Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt sein Wert und seine Tat dem Enkel wieder.
Genieße mäßig Füll‘ und Segen, Vernunft sei überall zugegen, wo Leben sich des Lebens freut. Dann ist Vergangenheit beständig, das Künftige voraus lebendig, der Augenblick ist Ewigkeit.
Er hielt sie fest und drückte sie an sich. Erst auf einem Rasenabhang ließ er sie nieder, nicht ohne Bewegung und Verwirrung.
Alle Gedanken sind vorwärts gerichtet, wie Flaggen und Wimpel; nur ein Trauriger steht rückwärts gewendet am Mast.
Überhaupt, wenn man mit der Welt nicht ganz fremd werden will, so muß man die jungen Leute gelten lassen für das, was sie sind, und muß es wenigstens mit einigen halten, damit man erfahre, was die übrigen treiben.
Ein bildender Künstler bedarf keines Festes, ihm ist das ganze Jahr ein Fest.
Die Deutschen sind übrigens wunderliche Leute! Sie machen sich durch ihre tiefen Gedanken und Ideen, die sie überall suchen und überall hineinlegen, das Leben schwerer als billig.
Wenn der Held mit Gefahr seines Lebens und Ruhms die Schicksale der Welt aufs Spiel setzt und der Erfolg ihm glücklicherweise zusagt, so staunt der Patriot und nimmt gern den Künstler zu Hilfe, um für sein Bewundern, sein Verehren irgendeine Sprache zu finden.
Die Welt ist nicht aus Brei und Mus geschaffen. Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen; Harte Bissen gibt es zu kauen: Wir müssen erwürgen oder sie verdauen.
Welch hoher Dank ist dem zu sagen, Der frisch uns an das Buch gebracht, Das allem Forschen, allem Klagen Ein grandioses Ende macht.
Innerhalb einer Epoche gibt es keinen Standpunkt, eine Epoche zu betrachten.
Nichts wird ohne Opfer erreicht. Wenn das Mächtige, das uns regiert, ein großes Opfer heischt, wir bringen’s doch, mit blutendem Gefühl der Not zuletzt.
Alle Gesetze und Sittenregeln lassen sich auf eines zurückführen: Wahrheit!
Niemand darf sich freuen oder leiden als zum Zeitvertreib der übrigen, und so springt’s von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt, von Reich zu Reich und zuletzt von Weltteil zu Weltteil, alles veloziferisch.
Wenn ich ein zerstreutes Gerippe finde, so kann ich es zusammenlesen und aufstellen; denn hier spricht die ewige Vernunft durch ein Analogon zu mir, und wenn es das Riesenfaultier wäre.
Die Menschen verdrießt’s, daß das Wahre so einfach ist; sie sollten bedenken, daß sie noch Mühe genug haben, es praktisch zu ihrem Nutzen anzuwenden.
Verstrickt in seine Qualen, halbverschuldet, Geb‘ ihm ein Gott zu sagen, was er duldet.
Wenn mir eine Sache mißfällt, so laß ich sie liegen oder mache sie besser.
In dem einen, was man recht tut, sieht man das Gleichnis von allem, was recht getan wird.
Ein jeder kehre vor seiner Tür, und rein ist jedes Stadtquartier. Ein jeder übe seine Lektion, so wird es gut im Rate stohn.