Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Es ist ein Glück für die Welt, daß die wenigsten Menschen zu Beobachtern geboren sind.
Nichts ist schrecklicher als ein Lehrer, der nicht mehr weiß als das, was die Schüler wissen sollen.
Nun streitet sich das Publikum seit zwanzig Jahren, wer größer sei: Schiller oder ich, und sie sollten sich freuen, daß überall ein paar Kerle da sind, worüber sie streiten können.
Wie über die Menschen, so auch über die Denkmäler lässt sich die Zeit ihr Recht nicht nehmen.
Wenn der Mensch alles leisten soll, was man von ihm fordert, so muß er sich für mehr halten, als er ist.
Kein leicht unfertig Wort wird von der Welt verteidigt, Doch tut das Niedrigste, und sie wird nicht beleidigt.
Hierdurch regte sich die ganze Schule gegen mich auf, wie jemand ohne höhere Einsicht in die Mathematik wagen könne, Newton zu widersprechen.
Ich verwünsche das Tägliche, weil es immer absurd ist. Nur was wir durch mögliche Anstrengung ihm übergewinnen, läßt sich wohl einmal summieren.
Am Morgen sind wir am klügsten, aber auch am sorglichsten; denn auch die Sorge ist eine Klugheit, wiewohl nur eine passive. Die Dummheit weiß von keiner Sorge.
Der Mensch kann nur mit seines Gleichen leben und auch mit denen nicht; denn er kann auf die Länge nicht leiden, daß ihm jemand gleich sei.
Das Absurde, Falsche läßt sich jedermann gefallen: denn es schleicht sich ein; das Wahre, Derbe nicht: denn es schließt aus.
Ich mag nun von gar nichts mehr wissen als etwas hervorzubringen und meinen Sinn recht zu üben. Ich liege an dieser Krankheit von Jugend auf krank, und gebe Gott, dass sie sich einmal auflöse.
Man soll jedoch von eignen und fremden Fehlern niemals, am wenigsten öffentlich reden, wenn man nicht dadurch etwas Nützliches zu bewirken denkt.
Für den Guten bleibt es wohl das höchste Fest, wenn alte Schulden zu entrichten ihm gelingt.
Die französischen Bonmots besonders, sie nehmen sich herrlich zwischen dem deutschen Gemisch alberner Albernheit aus.
Es ist wohl einzusehen, daß die Summe uns’rer Existenz, durch Vernunft dividiert, niemals rein aufgehe.
Wir Menschen führen uns nicht selbst; bösen Geistern ist Macht über uns gelassen, daß sie ihren höllischen Mutwillen an unserm Verderben üben.
Die Anatomie war mir auch deshalb doppelt wert, weil sie mich den widerwärtigsten Anblick ertragen lehrte, indem sie meine Wißbegierde befriedigte.
Wenn ich sechs Hengste zahlen kann, Sind ihre Kräfte nicht die meine? Ich renne zu und bin ein rechter Mann, Als hätt ich vierundzwanzig Beine.
Ist doch das Leben nur auf Gewinn und Verlust berechnet! Wer macht nicht irgendeine Anlage und wird darin gestört! Wie oft schlägt man einen Weg ein und wird davon abgeleitet! Wie oft werden wir von einem scharf ins Auge gefaßten Ziel abgelenkt, um ein höheres zu erreichen!
Vorwärts dringt der Schiffenden Geist, wie Flaggen und Wimpel; einer nur steht rückwärts traurig gewendet am Mast.
Das Menschenleben ist seltsam eingerichtet: Nach den Jahren der Last hat man die Last der Jahre.
Ich bin ein Kind des Friedens und will Frieden halten für und für mit der ganzen Welt, da ich ihn einmal mit mir selbst geschlossen habe.
Ich hatte niemals einen Menschen ohne Schwäche gesehen, nur ist sie auffallender bei vorzüglichen Menschen.
Nach unserem Rat bleibe jeder auf dem eingeschlagenen Wege und lasse sich ja nicht durch Autorität imponieren, durch allgemeine Übereinstimmung bedrängen und durch Mode hinreißen.
Wer Proportion (das Meßbare) von der Antike nehmen muß, sollte uns nicht gehässig sein, weil wir das Unmeßbare von der Antike nehmen wollen.
Wer aber recht bequem ist und faul, flög‘ dem eine gebratene Taube ins Maul, er würde höchlich sich’s verbitten, wär‘ sie nicht auch geschickt zerschnitten.
Es ist mehr als Beichte, wenn man auch das bekennt, worüber man nicht Absolution bedarf.
Was ich verstehe, versteh ich mir, was mir gelingt, gelingt mir für andere.
So wollte denn Peter der Große das liebe Amsterdam seiner Jugend in einer Hauptstadt am Ausfluss der Newa wiederholen, so wie die Holländer immer versucht worden sind, in ihren entfernten Besitzungen ein neues Amsterdam wiederholt zu gründen.
Doch ist es ja kein Geheimnis, dass niemand überzeugt wird, wenn er nicht will.
Doch ist es immer besser, man reise in der Jugend, wo man die Dinge einzeln genießt und oft über ihren Wert schätzt.