Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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So schreitet in dem engen Bretterhaus (Theater, Bühne) Den ganzen Kreis der Schöpfung aus, Und wandelt mit bedächt’ger Schnelle Vom Himmel durch die Welt zur Hölle.

An der Farbe lässt sich die Sinnesweise, an dem Schnitt die Lebensweise des Menschen erkennen.

Begreiflich ist jedes Besondere, das sich auf irgendeine Weise anwenden lässt. Auf diese Weise kann das Unbegreifliche nützlich werden.

Was nun die Menschen gesetzt haben, das will nicht passen, es mag recht oder unrecht sein; was aber die Götter setzten, das ist immer am Platz, recht oder unrecht.

Sitz ich allein, Wo kann ich besser sein? Meinen Wein Trink ich allein, Niemand setzt mir Schranken, Ich hab so meine Gedanken.

Versuche, deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich, was an dir ist. Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages.

Wehe jeder Art von Bildung, welche die wirksamsten Mittel wahrer Bildung zerstört und uns auf das Ende hinweist, anstatt uns auf dem Wege selbst zu beglücken!

Nutze Deine jungen Tage, lerne zeitig, klüger sein. Auf des Glückes großer Waage steht die Zunge selten ein. Du mußt steigen oder sinken, Du mußt herrschen und gewinnen oder dienen und verlieren, leiden oder triumphieren, Amboß oder Hammer sein!

Alles, was wir treiben und tun, ist ein Abmüden; wohl dem, der nicht müde wird!

In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in der Verbindung mit dem Ganzen steht.

Wer tätig sein will und muß, hat nur das Gehörige des Augenblicks zu bedenken, und so kommt er ohne Weitläufigkeit hindurch. Das ist der Vorteil der Frauen, wenn sie ihn verstehen.

Alle Gesetze sind von Alten und Männern gemacht. Junge und Weiber wollen die Ausnahme, Alte die Regel.

Die Menschen, die das ganze Jahr weltlich sind, bilden sich ein, sie müßten zur Zeit der Not geistlich sein; sie sehen alles Gute und Sittliche wie eine Arznei an, die man mit Widerwillen zu sich nimmt, wenn man sich schlecht befindet.

Genieße also, was dir das Glück gegönnt hat und was du dir erworben hast, und suche dir’s zu erhalten.

Man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst.

Ob ich Ird’sches denk und sinne, Das gereicht zu höherem Gewinne. Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben, Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben.

Die Eitelkeit ist ungefähr das, was beim Essen der gute Appetit ist: das Wohlschmecken, das Innewerden des Genusses. Ohne diesen frißt man sich nur voll wie das Tier.

Wenn es uns schlecht geht, können wir nichts Besseres tun, als etwas einleiten, was guten Menschen nützlich ist.

In der Jugend traut man sich zu, daß man den Menschen Paläste bauen könnte, und wenn’s um und an kömmt, so hat man alle Hände voll zu tun, um ihren Mist beiseite bringen zu können.

Denn bei den alten, lieben Toten Braucht man Erklärung, will man Noten; Die Neuen glaubt man blank zu verstehn, Doch ohne Dolmetsch wird’s auch nicht gehn.

Amerika, du hast es besser als unser Kontinent, der alte. Hast keine verfallenen Schlösser und keine Basalte. Dich stört nicht im Innern, Zu lebendiger Zeit, Unnützes Erinnern Und vergeblicher Streit.

Wir mögen die Welt kennenlernen, wie wir wollen, sie wird immer eine Tag- und eine Nachtseite behalten.

Beobachte mit Unbefangenheit, lege den Dingen nichts von dem Deinigen bei und unter! Es gibt nichts, über das sich nicht interessante Beobachtungen anstellen ließen. Das alles bringt innere Bereicherung.

Der größe Reichtum des Menschen ist das Gemüt, das groß genug ist, keinen Reichtum zu verlangen.

Wer das Falsche verteidigen will, hat alle Ursache, leise aufzutreten und sich zu einer feinen Lebensart zu bekennen. Wer das Recht auf seiner Seite fühlt, muß derb auftreten: Ein höfliches Recht will gar nichts heißen.

Dass diejenige Kultur, welche die Mathematik dem Geiste gibt, äußerst einseitig und beschränkt ist.

Ich halte es für eine Sünde, das nil admirari zu lehren; im Gegenteil hat Plato Recht, der die Bewunderung die Mutter alles Schönen und Guten nennt.

Es ist ganz einerlei, was für einen Begriff man mit dem Namen Gottes verbindet, wenn man nur göttlich, das heißt gut handelt!

Unbedingte Tätigkeit, von welcher Art sie auch sei, macht zuletzt bankrott.

Der Tag ist immer in Parteien geteilt, die sich selbst so wenig kennen als ihre Antipoden.

Wer andere lehren will, kann wohl oft das Beste verschweigen, was er weiß, aber er darf nicht halbwissend sein.

Ich erwarte wohl, daß mir mancher Leser widerspricht; aber er muß doch stehen lassen, was er schwarz auf weiß vor sich hat. Ein anderer stimmt vielleicht mir bei – eben dasselbe Exemplar in der Hand.

Gäste müssen mehr sein als die Zahl der Musen und weniger als die Tugenden, damit das Fest gelingen soll.

Ach, so viele tausend Menschen kennen, Dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz.

Eine einzige Entdeckung kann einen Mann berühmt machen und sein bürgerliches Glück begründen.

Die Zudringlichkeiten junger Dilettanten muß man mit Wohlwollen ertragen: sie werden im Alter die wahrsten Verehrer der Kunst und des Meisters.

Anatomieren magst du die Sprache, doch nur ihr Kadaver; Geist und Leben entschlüpft flüchtig dem Skalpell.

Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein; sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.

Daß die Verse den poetischen Sinn steigerten oder wohl gar hervorlockten.