Zitate von August Pauly
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Die Bewegung unseres Gemüts vergrößert die Gegenstände, welche die Bewegung erregt haben, wie wenn wir die Kreise zu seiner Größe mitrechnen, welche ein ins Wasser geworfener Stein erzeugt hat.

Neben dem Metallgeld der Tatsachen zirkuliert im wissenschaftlichen Verkehr das Papiergeld der Meinungen, zu dessen Ausgabe jeder berechtigt ist, dessen Kurs er aber auch durch die Deckung bestimmt, die er denselben an Metallgeld zu geben vermag.

Sehr, dass ihr die Torheiten aus der Mode bringt, anders könnt ihr sie ihnen nicht abgewöhnen.

Ein Mensch ohne Phantasie ist wie ein Sumpf. Der Stein, den du hinein wirfst, erzeugt keine Wellen.

Unsere Hochschulen sind Volksküchen, in welchen die meisten durch die Lebensnot ohne Hunger zum Essen gezwungen werden.

Der aufsteigende Gedankenflug der Jugend verwandelt sich im Alter in ein ruhiges Kreisen in den gewonnenen Höhen.

Alles Große und Vernünftige in der Welt muss Quarantäne halten, ehe es Eingang findet in die Menschheit; nur Irrtum und Unsinn gelten unter allen Umständen für kerngesund und passieren frei.

Jede Zeit erkennt die Fehler ihrer Vorgängerin wie jeder Narr die Narrheit eines anderen, aber nicht seine eigene.

Nur in den Künsten unter allen Menschenwerken lässt sich etwas wahrhaft Vollkommenes, Unübersteigliches erreichen.

Schichtenweise liegen die Schicksale der Menschen übereinander und bauen die Zeiten auf.

Wir fühlen tiefe Wunden erst lange, nachdem sie uns geschlagen worden sind, wenn uns die Besinnung wiederkehrt.

Nur die Empfindung hält den ewigen Weltstrom genießend auf. In ihr allein ist scheinbare Ruhe.

G… gehört zu jenen Schriftstellern, welche das Bedürfnis haben, dem Kohl ihres Hauptwerkes jeden Monat einige Blätter hinzuzufügen.

„Laß mich allein,“ sagte das Herz zum Verstand und ging in die Einsamkeit und legte sich in die Brust des Künstlers.

Nichts ist so herrlich als eine Seele ohne Rückhalt. Sie ist wie ein offenes Land ohne Schluchten und Gefahren, in dem du sorglos wandern kannst. Es ist ein großes Land, dieses Land.

Die Ehe verjüngt den Menschen und altert ihn. Sie verjüngt ihn durch das Glück, das sie ihm bringt, und altert ihn durch die Erfüllung seiner Hoffnungen, indem sie ihm die spannende Ungewissheit nimmt, es noch vor sich unentdeckt in der Welt zu glauben.

Umgib dich mit Einsamkeit und großen Geistern, wenn du des Glückes inne werden willst, dass sich das Schicksal aus der Bewusstlosigkeit hervorrief, um in die Welt zu blicken.

Nur Naturen erlangen Bildung im höchsten Sinn, d.h. Urteil und Empfindung in den höchsten Dingen der Welt; die anderen sammeln und ordnen nur fremde Urteile und Gedanken.

Betrachte dir die Menschenwelt nie anders, als dass du zugleich die Sterne über ihr siehst. Das gibt ihrem Treiben seinen wahren Wert.

Die guten und die schlechten, die Fähigen und die Unfähigen sind der Spiegel, in welchem wir uns im Laufe eines langen Lebens langsam kennenlernen.

Frauen sind eine Art von Planeten. Sie empfangen ihr Licht von den Männern, haben aber dazu noch ihre eigene Wärme.

Alles fließt vorwärts, und wir treiben mit unseren Schmerzen auf dem Strom dahin, bis er mit uns die ewige Kaskade ins Jenseits hinunterstürzt.

Das Schönste, was man erlebt, wenn man alt zu werden anfängt, ist, dass einem ein eigenes Gefühl für die Jugend aufgeht, für ihre Frische, ihren Eifer, ihre Hoffnung und ihre dunkle Zukunft.

Solch eine große im Wachsen begriffene Stadt ist nun ein um sich greifendes Geschwür auf dem schönen grünen Leibe der Natur.

Licht ist ein ebenso musikalisches Agens als der Ton mit ganz analogen Wirkungen auf das Gefühl.

Anschauungen sind wie Kleider ihrem Träger angemessen, weshalb auch kleine Leute die Anschauungen großer nicht tragen können.

Es gibt Menschen, denen man zu einer Theorie, die man ihnen bietet, auch noch den Kopf liefern müßte, sie zu verstehen.

Die meisten Menschen lassen sich den Dorn einer falschen Theorie willig ins Fleisch drücken, wehren sich aber mit allen Kräften, wenn er ihnen wieder herausgezogen werden soll.

Zeichendeuterei ist die schlechteste Art Menschen zu erforschen; mit vollen Augen sehen und still auf sich wirken lassen, die beste.

Der Eitle empfindet jedes einem andern gespendete Lob als eine Verkürzung der ihm gebührenden Ration.

Was sucht ihr Ruhm? Könnt ihr denn mehr gewinnen von der Welt, als daß euch aus dem Menschenwald ein Herz, das wie das eure fühlt, das Glück zurückwirft, das ihr ihm zugesandt!

Bei manchen Menschen, oft sogar solchen, die im Leben keine edlen Naturen waren, streckt der Tod im Sterben nicht nur den Leib, sondern auch die Seele und machte sie groß.

Betrachte dir diese Folge von Zwecken, bis ein Panzerschiff zustande kommt, und frage dich, ob das durch Zufall sein kann.

Es ist das Unglück aller Ideale, daß sie einen Brotkorb am Arm hängen haben, dem die Streber nachlaufen.

Mit jedem Eintritt in eine neue Altersphase erschrickt man anfangs über den Verlust, den sie einem bringt und gewinnt nach einer Weile die Vorzüge lieb, die sie einem verleiht.

Ja, das ist ein großes Ding, daß wir auf ein Fahrzeug gesetzt sind, das unter Sternen dahinsegelt, die uns mit Augen die Ewigkeit über uns erkennen lassen.

Hinter allen Apparaten des Wissens und Erkennens liegt als sammelnder Hohlspiegel das menschliche Herz und spricht sein letztes Wort über die Welt.

Ist das Literatenvolk nicht wie die Enten Münchhausens? Einer läßt einen Gedanken fallen, der nächste verschluckt ihn und gibt ihn mit Druck unverändert wieder. Dann nimmt ihn der zweite auf und tut das Gleiche und so weiter. Und so geht er durch eine ganze Reihe von Federvieh unverdaut hindurch.

Der Mensch zieht sich mit dem Alter wie eine Schnecke vor der Winterkälte in immer tiefere Kammern seines Innern zurück.

Die Religionen haben ihr Dauerndes nicht bloß in der Gottesidee, sondern auch darin, dass sie in der Weltanschauung aller Zeiten den transzendenten Teil der Welt in Anerkennung erhalten, ohne welchen jede Weltanschauung falsch und seicht ist.