Zitate von Emanuel Wertheimer
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Die Frauen lieben lange, ehe sie’s gestehen, die Männer lange nicht mehr, wenn sie’s noch beteuern.
Auch der Idealist malt die Venus nackt, aber der Naturalist entkleidet sie selbst ihrer Schönheit.
Die Menschen haben auch Augenblicke, wo sie dankbar, anhänglich, ja aufopferungsfähig sind: wenn sie Gefälligkeiten fordern.
Mit dem Alter streift man die Erziehung allmählich wieder ab und kehrt zur Natur zurück – zur eignen aber.
Das Genie ist so genügsam: es ist schon zufrieden, wenigstens nach seinem Tode leben zu können.
Manchem fehlt nur die Zeit, um glücklich zu sein, die Zeit, die ihm die Habgier raubt.
Unsre meisten Bedürfnisse, wie unsre bittersten Sorgen sind Folgen desselben Strebens: nicht zu scheinen, was wir sind.
Die Gewohnheit unterdrückt mehr Revolutionen, als alle bewaffneten Mächte zusammen.
In die Gesellschaft tritt man gewöhnlich als Schmeichler, bleibt als Gelangweilter und geht als Spötter.
Wenn die Oberen sündigen wollen, entdecken sie, die Unteren haben keine Religion.
Unsere Taten sind meist edler als unsre Absichten, denn im Vergleich zu ihren Gesinnungen handeln die Menschen wie Engel.
Man bewahrt allenfalls Geheimnisse, die andern nützlich, nicht aber solche, die andern schädlich sind.
Eine Religion – scheint es – kann sich nur erhalten, wenn sie vieles thut, was sie verbietet, vieles unterläßt, was sie befiehlt.