Emanuel Wertheimer Zitate
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Zu allen Bedingungen des Glücks fehlt meist eine, die man selbst mitbringen muß: die Gabe, glücklich zu sein.

Man widerspricht oft dem Urteil andrer, nur um ein eignes zu haben, und hat zuweilen über etwas eine originelle Meinung, weil man gar keine darüber hat.

Wenn Liebe zur Freundschaft wird, folgt sie nur einem Rate, den ihr die Natur befiehlt.

Es gibt freigebige Naturen, die mit dem Gelde um sich werfen, wenn es verdoppelt zurückkommen muß: es sind ökonomische Verschwender.

Der Pessimist kommt zu abschreckenden, ja schädlichen Wahrheiten, die verbreiteter wären, wollten die Menschen nicht lieber mitlachen als mitweinen.

Man spielt eine klägliche Rolle in einer Gesellschaft, der man nicht nützen oder schaden kann.

Ob die Menschen durch Verdummung oder Aufklärung zu bessern sind? Eine Enttäuschung durch das letztere Vorurteil wäre vorzuziehen.

Keiner sucht Trost, daß er nicht immer gelebt hat – jeder, daß er nicht immer leben wird.

Mit immer größerer Sehnsucht blickt man den Jahren nach, die uns verlassen; durch Erinnerungen winkt man sie zurück – vergebens… das Pendel hat nur verneinende Bewegungen.

Wie oft kann man einen Menschen genießen? Alle schmecken bitter, sowie der Zucker oben weg ist.

Wir sind unmäßig in unserm Beileid und fast immer enttäuscht, weniger Schmerz anzutreffen, als wir Trost mitbringen.

Die Güte hat sich immer zurückgezogen – sie ist schwach geworden – kaum mehr zu erkennen – ich glaube, sie liegt im Sterben.

Wenn es zu hell wird, kommt immer ein Genie ohne Herz: es hat Strahlen, die finster machen.

Das Volk wird ungeduldig, es will nicht mehr auf die versprochenen Mahlzeiten im Jenseits warten.

Man hat mehr Scharfsinn darauf verwendet, das Kleid dem Körper, als den Ausdruck dem Gedanken anzupassen.

Der Überfluß teilt mit dem Elend: Religion, Gesetz, Jenseits… Alles – nur keine Goldstücke.

Die ersten Laute eines Kindes erregen mehr Begeisterung, als sämtliche Reden des Demosthenes.

Die Liebe braucht Unsicherheit; sie entzweit sich mit jeder Gewißheit und folgt Liebenden nicht viel weiter als bis zur Schwelle der Ehe.