Zitate von Friedrich Nietzsche
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Die Eitelkeit ist die unwillkürliche Neigung, sich als Individuum zu geben, während man keins ist; das heißt, als unabhängig, während man abhängt. Die Weisheit ist das Umgekehrte: sie gibt sich als abhängig, während sie unabhängig ist.
Wenn jetzt jemand zu sagen wagte: „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich“, so hätte er sofort alle wider sich. – Diese Empfindung macht unserm Zeitalter Ehre.
Wenn dir deine Weisheit einmal davonliefe, ach! Da liefe dir schnell auch meine Liebe noch davon.
Die meisten Menschen sind offenbar zufällig auf der Welt: es zeigt sich keine Notwendigkeit höherer Art in ihnen.
Dass es ein Vergessen gibt, ist noch nicht bewiesen; was wir wissen, ist allein, dass die Wiedererinnerung nicht in unserer Macht steht.
Nacht ist es: nun reden lauter alle springenden Brunnen. Und auch meine Seele ist ein sprechender Brunnen. Nacht ist es: nun erst erwachen alle Lieder der Liebenden. Und auch meine Seele ist das Lied eines Liebenden.
Wenn ihr das Angenehme verachtet und das weiche Bett und von de Weichlichen euch nicht weit genug betten könnt: da ist der Ursprung unserer Tugend. Gelobt sei, was hart macht.
Nicht darin, wie eine Seele sich der anderen nähert, sondern wie sie sich von ihr entfernt, erkenne ich ihre Verwandtschaft und Zusammengehörigkeit mit der anderen.
Nun gibt es viele Dinge, an welche der Mensch sich so gewöhnt hat, dass er sie für zweckmäßig hält; denn die Gewohnheit mischt allen Dingen Süßigkeit bei und nach der Lust schätzen die Menschen meistens das Recht einer Sache.
Gelehrten, welche Politiker werden, wird gewöhnlich die komische Rolle zugeteilt, das gute Gewissen einer Politik sein zu müssen.
Der europäische Mitmensch, ein leidlich häßlicher Plebejer, alles in allem, braucht schlechterdings ein Kostüm. Freilich bemerkt er dabei, daß ihm keines recht auf den Leib paßt, er wechselt und wechselt.
Frei nennst du dich? Deinen herrschenden Gedanken will ich hören und nicht, daß du einem Joche entronnen bist.
Wenn man mich frei wählen ließe, Wählt ich gern ein Plätzchen mir Mitten drin im Paradiese: Gerner noch – vor seiner Tür!
Hält sich einer mit entsagendem Sinne, absichtlich in der Einsamkeit, so kann er sich dadurch den Verkehr der Menschen, selten genossen, zum Leckerbissen machen.
Erkenne dich selbst, ist die ganze Wissenschaft. Erst am Ende der Erkenntnis aller Dinge, wird der Mensch sich selber erkannt haben. Denn die Dinge sind nur die Grenze des Menschen.
Euch rate ich nicht zur Arbeit, sondern zum Kampfe. Euch rate ich nicht zum Frieden, sondern zum Siege. Eure Arbeit sei ein Kampf, euer Friede sei ein Sieg!
Du musst nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit dem Kopfe essen, damit dich nicht die Naschhaftigkeit des Mundes zugrunde richtet.
Und alles überhaupt, was Würde heißt: Das ist die Verstellungsform derer, welche im Grunde furchtsam sind, – sie wollen damit fürchten machen.
Was? du suchst? du möchtest dich verzehnfachen, verhundertfachen? du suchst Anhänger? – Suche Nullen!
Das Sitzfleisch – ich sagte es schon einmal – ist die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist.
Nicht jedes Ende ist ein Ziel. Das Ende der Melodie ist nicht deren Ziel.; aber trotzdem: hat die Melodie nicht ihr Ende erreicht, so hat sie auch ihr Ziel nicht erreicht. ein Gleichnis.
Das ihr doch wenigstens als Tiere vollkommen wäret! Aber zum Tiere gehört die Unschuld.
Das goldene Vlies der Selbstgenügsamkeit schützt gegen Prügel, aber nicht gegen Nadelstiche.
Deshalb muss jetzt ein Jeder, der gut europäisch gesinnt ist, gut und immer besser schreiben lernen: Es hilft nichts, und wenn er selbst in Deutschland geboren ist, wo man das schlecht-Schreiben als nationales Vorrecht behandelt.
Was man nicht hat, aber nötig hat, das soll man sich nehmen: so nahm ich mir das gute Gewissen.
Wer seinem höheren Selbst nicht angehört hat, spricht immer von „Pflichterfüllung“.
Es ist möglich, die weltliche Gerechtigkeit aus den Angeln zu heben – mit der Lehre von der völligen Unverantwortlichkeit und Unschuld jedermannes.
Ein mächtiges Streben, dem immer wieder ein Einblick in seine Erfolglosigkeit gegeben wird, macht böse.
Bildung: wesentlich das Mittel, den Geschmack gegen die Ausnahme zu richten zu Gunsten des Mittleren.
Ohne Neid Ja, neidlos blickt er: und ihr ehrt ihn drum? Er blickt sich nicht nach euren Ehren um; er hat des Adlers Auge für die Ferne, er sieht euch nicht! – er sieht nur Sterne, Sterne!
Den Stil verbessern – das heißt den Gedanken verbessern, und gar nichts weiter! – Wer dies nicht sofort zugibt, ist auch nie davon zu überzeugen!
Sternen-Egoismus Rollt‘ ich mich rundes Rollefaß nicht um mich selbst ohn‘ Unterlaß, wie hielt‘ ich’s aus, ohne anzubrennen, der heißen Sonne nachzurennen?
Und mancher, der sich vom Leben abkehrte, kehrte sich nur vom Gesindel ab: er wollte nicht Brunnen und Flamme und Frucht mit dem Gesindel teilen.