Zitate von Peter Rudl
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Haltung? Erfordert Rückgrat und ist damit für die meisten Menschen sowieso „out of range.“
Ungeduld ist in vielen Fällen ein untrügliches Anzeichen von Intelligenz, was freilich gerade die Plattesten dazu verführt sich auch an den unpassendsten Stellen als besonders ungeduldig und pseudodynamisch darzustellen, doch damit recht eigentlich selbst zu entlarven. Sapienti sat.
Abstumpfung: wer sich am Geist nicht mehr erfreuen kann, für den hat der quälende Abstieg in die Höllen der Leere längst begonnen.
Leben? Die einen bezeichnen es als tauben Fluß. Die anderen als taube Nuß. Recht haben wohl beide. Ein klein wenig. Urteile auf Bewährung.
Ein untrügliches Charakteristikum sogenannter Liebe ist ihre mitunter atemberaubende Halitosis von Lebenslügen.
Leider ist im Leben die Erscheinung weiche Schale, harter Kern weit verbreiteter als die umgekehrte Form.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist auch immer die Frage welcher Lüge man mehr Glauben schenken soll.
Der Geist selbst kennt keine Rache, er kann sie allerdings als allzumenschliche wie läßliche Unzulänglichkeit dank misanthropischer Nachsicht akzeptieren.
Tradition ist immer nur Mumie der Kultur. Eine wieder- und wider-gängerische, die mitunter geschmacklos genug ist, sich als ihre Muhme zu gerieren.
Die Liebe ist eine Verdauungstechnik, die in der Regel mehr Frauen als Männer verschlingt und zerfrißt.
Veritabler Schöpfergeist tut lieber viel Sinnloses und dies unter Umständen ständig als wenig Sinnvolles, aber dies bloß ab und an.
Schicksal: etwas, das die Natur desavouiert und allenfalls in der Imagination des Menschen existiert.
Ein Rechtssystem, das einen solchen Auswurf wie ihn die heutigen Anwälte darstellen, produziert, kann weder Rechtschaffenheit kennen noch irgendeinem ethischen Maßstab obliegen oder sogar zugetan sein.
Ein Philosoph muß multiversell denken, was vor allem gleichbedeutend damit sein kann alle kleinlichen menschlichen Maßstäbe nachhaltig und endgültig abzulegen.
Diese kreuzdumme Frage „Glaubst Du an mich?“ hörte sich doch selbst bei Göttern töricht an. Stammt sie gar aus Menschenmund, wird die Geschmacklosigkeit allerdings unerträglich.
Der Mißbrauch von Menschen ist bekanntlich eine strafrechtlich relevante Angelegenheit. Es scheint mir wenig plausibel, weshalb dann die Religionen ob des Mißbrauchs, den sie mit Gott treiben, unbelangt bleiben.
Mit deinen Lastern – keine Hast. Maße dir nicht an sie abrupt abzustellen. Was könntest du schon an ihre Stelle setzen?
Gleichmacherei: sich in ihr Gegenteil verzerrende Urzelle des Faschismus ineins mit einem widerlichen Zusammengehörigkeitsgefühl.
Die Schwächlinge gehen aus Angst, verlassen zu werden, und die Starken verlassen aus Angst, schwach zu werden.
Es gibt auch ein Gedächtnis der Zukunft. Manche nennen es Kunst, manche Seele, die wenigsten Nichts, und zu viele Hoffnung.
Melancholie: die einzige authentische Form des Glücks, das ein geistvolles Leben bieten kann.
Solange die Wissenschaft etwas totanalysieren kann, wird sie es tun. Das macht sie – übrigens nicht nur für das Leben – so gefährlich.
Gleichmut bilde das Firmament der Seele, durchsternt von vornehmen Leidenschaften, die der Schönheit des Vergänglichen unerschütterlich mit Wärme dienen.
„Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. „Etwa weil dies die beiden Wege sind sich am weitesten von Gott zu entfernen?
Versuch einer Theodizee: es gibt keine Rache, es gibt keine Vergeltung, ja es gibt nicht einmal Gerechtigkeit.