Rainer Kohlmayer Zitate

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Mutant. - Druckfehler im Buch der Natur.

Rainer Kohlmayer

Mediensprache. - Sprache im öffentlichen Dunst.

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Bescheiden wie immer. - "Vielleicht sollte ich, da ich womöglich nicht der richtige Mann für so ein wichtiges Amt bin, besser verzichten. Andererseits ist es meine Pflicht, mich nicht leichtfertig aus der Verantwortung zu stehlen..."

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Konsequenzen der Arbeitsteilung. - "Ich denke, also existiere ich." "Ich arbeite, also denke und existiere ich nicht." "Ich arbeite nicht, also muß ich denken, um existieren zu können."

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Die Verwandlung. - Endlich ließ sich die Wahrheit von seinem inständigen Flehen erweichen und wandte sich um: Kafka, entsetzt, verwandelte sich in Worte.

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Marktlücke für arbeitslose Musiker. - "Es gibt Vokalquartette und Vokalkonzerte, aber leider noch keine Konsonantenquartette und Konsonantenkonzerte. Wär das nichts für Sie?" "Brrrrchchchhchch!"

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Do you speak English? - "Hi!" sagte der Tiefseetaucher und hob grüßend die Hand. Der Hai schnappte zu.

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"Freiheit von Forschung und Lehre." - "Wie bitte? Freiheit wovon?"

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Man sagt oft, man habe nur laut gedacht, wenn man sich dafür entschuldigen möchte, daß man laut nicht gedacht hat.

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Korrektur. - Viele "Prof. Dr. phil." müßten eigentlich "Prof. Dr. filz" geschrieben werden.

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Prof. Dr. XY. - Er hatte alles gelesen und alles gelernt. Nur eines nicht: Subjekt seines Wissens zu sein.

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Konstruktionsfehler. - Das Hirn ist immer auf der Flucht. Die Beine sind evolutionäre Bremsen.

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Was hast du zu sagen? - Die Arbeitsteilung geht so weit, daß diejenigen, die das Sagen haben, nichts mitzuteilen, und diejenigen, die etwas mitzuteilen hätten, nichts zu sagen haben.

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Mysterium Nietzsche. - Alles an Nietzsche läßt sich begreifen - außer seinem Schnauzbart: Ein undurchdringliches Rätsel.

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Der Kollege. - Er war so nörglerisch, daß man seine gelegentliche Freundlichkeit für Ironie hielt.

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Wahlkampf. - Schmunzelnd stehen glattrasierte Politiker im Blickpunkt der Öffentlichkeit und lenken den Massenverkehr in bunt ausgeschilderte Sackgassen um.

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Miß-verständnis. - Als gerade von einer Mißernte die Rede war, mischte sich der schwerhörig gewordene Casanova ins Gespräch. "Ich habe früher auch manche Miß geerntet."

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Startschuß zum Rentenalter. - "Los! - Fertig!! - Auf die Plätze!!!"

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Schizophrenie. - Sein Kopf rief die Diktatur aus. Da ging der Leib ins Exil.

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"und/oder". - Eine der irritierendsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts ist die Konjunktion "und/oder". Wenn man sich die logische Abkürzung als Wegweiser vorstellt, erblickt man ein Denkmal der Orientierungslosigkeit.

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Aus der (n)e(u)rotischen Terminologie einer heutigen deutschen Grammatik. - Nachstellung, Umklammerung, Kontaktstellung, Spreizstellung, emphatische Gliedstellung, Beifügung, Einschub, Figuren, Klimax, Abbruch, Ausklammerung, Wiederholung...

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À la carte. - Er suchte die Einsamkeit, um wieder einmal über seine sozialen Pflichten nachzudenken.

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Diskreter orthographischer Hinweis auf die Bestechlichkeit von Parteimitgliedern. - "Werden auch Sie Mietglied der Fortschrittspartei!"

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Stabilität auf lange Sicht. - Mit dem Wahlspruch "Wir drücken beide Augen zu" drängten die Blinden an die Macht. Doch mit dem Slogan "Wir stehen mit beiden Beinen fest auf der Erde" verteidigten die Lahmen ihren winzigen Vorsprung.

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Hallo! - Er lüftete die Perücke, wie Hutträger den Hut lüften. Dadurch wurden seine Grüße immer als besonders persönliche Zuwendung empfunden. Nur Frauen und Kinder erschraken gelegentlich.

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Spätherbst, wenn die Baumskelette sichtbar werden. - Das Leben ist eine vorübergehende Verschleierung tödlicher Wahrheiten.

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Alternative zur Massenuniversität. - Der Tante M.A.-Laden.

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Leber kaputt: Promilleus.

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Gewichtung. - Ein Gramm Liebe wiegt schwerer als eine Tonne Talent.

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Stilfragen. - Es ist oft schwer zu unterscheiden, ob ein komplizierter Stil die Folge gedanklicher Komplexität ist - oder ob es sich um Stelzen handelt. Klare Gedanken können sich Transparenz leisten; sie verzichten auf sekundäre Legitimation.

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Vergeßlichkeit - die Muse der Entdeckungen.

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Zum Systembauen gehören Ausdauer und Verblendung - im Idealfall ein Retortenhirn, das von einem Oberlehrer kommandiert wird. Zum Systemzerstören eignen sich besonders Kinder, Narren und schöne Frauen.

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Entsprechend dem Wort "Redewendungen" für direkte, anschauliche Ausdrücke könnte man das Wort "Redewindungen" für verlogene Umschreibungen verwenden.

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Ehrlicher Philosoph. - "Ich denke. Also lebe ich nicht."

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Diplomatische Begabung. - Er log so diskret, daß nicht nur alle, sondern auch er sich selber für einen durch und durch ehrlichen Menschen hielt. Seine Lügen hatten die wässrige Farbe des Sachverstands und die herzliche Mimik der Offenheit.

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Lippendienst. - Der subalterne Verwaltungsbeamte beschloß, jeden Tag wenigstens einmal zu lügen - als Lippendienst an der Freiheit.

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Autogenes Denken für Anhänger des sprachlichen Determinismus. - "Haha!" lachte er - und wirklich, die Welt kam ihm komisch vor. "Au!!" schrie er - und wirklich - es tat ihm weh.

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Wo soll hier ein Druckfehler sein? - "Prof. Dr. Müller, seit vielen Jahren Lehnstuhlinhaber an unsrer Universität".

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Guter Rat an einen Misanthropen. - "Schonen Sie die Umwelt: Bleiben Sie heute zuhause."

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Drei Kleinigkeiten sprechen - trotz strukturalistischer und poststrukturalistischer Subjektauflösung - für die Beibehaltung eines individualistischen Subjektbegriffs. Erstens, jedes Hirn ist einmalig; zweitens, jeder Körper ist einmalig; drittens, jede Biographie ist einmalig.

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Die beiden verstehen sich. - Zwischen "verliebt" und "verheiratet" besteht ein ähnlich großer Unterschied wie zwischen "kopiert" und "kapiert".

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Kummer des Demokraten. - "Ich wäre viel höflicher, wenn da nicht diese störende Etymologie des Wortes "höflich" wäre. Warum können "vulgär" und "höflich" nicht die Bedeutungen tauschen?"

Rainer Kohlmayer

Durchblick gewinnen. - Man verschiebt die Grenze der Intransparenz.

Rainer Kohlmayer

Kulturphilosoph der Prostmoderne. - Er redet wie Hegel mit 1,8 Promille.

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Self-destroying pedagogy. - Am schnellsten veralten jene Lehren, die zum Nutzen der Jugend aus der Vergangenheit gezogen werden.

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Von Geschmack reden diejenigen am meisten, die von Kunst keine Ahnung haben.

Rainer Kohlmayer

Millionen unbekannter Genies. - Gescheit, gescheiter, gescheitert.

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Hochzeitsreisen. - Die meisten Eheleute leben in der inneren Emigration.

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Wie, du hast dich noch nie verirrt? Du weißt also gar nicht, wo du wohnst!

Rainer Kohlmayer

Literatur-Wissenschaft. - Dionysos in der Ausnüchterungszelle.

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