Zitate von Honoré de Balzac
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Ein Stück Schwarzbrot und ein Krug Wasser stillen den Hunger eines jeden Menschen; aber unsere Kultur hat die Gastronomie geschaffen.
Welcher Physiognomiker ist imstande, einen Charakter so schnell zu erfassen wie ein Hund, der sofort weiß, ob ein Fremder ihn liebt oder nicht? Das Gefühl umfaßt alle Dinge und überwindet den Raum.
Gleichheit mag vielleicht ein Recht sein, aber keine menschliche Macht kann sie in die Tat umsetzen.
Der Journalismus ist eine ungeheure Schleudermaschine, die von kleinen Gehässigkeiten in Bewegung gesetzt wird.
Die Menschen, die Zukunft in sich tragen, werden niemals von ihrer Familie verstanden.
Wenn eine Frau den Namen eines Mannes nur zweimal täglich ausspricht, so kann vielleicht Ungewißheit drüber obwalten, was für Gefühle sie ihm entgegenbringt; aber dreimal?… Oh! Oh!
Zwischen Personen, die einander beständig so nahe sind, müssen Haß und Liebe immer größer werden: Aller Augenblicke findet man ja Gründe, sich mehr zu lieben oder zu hassen.
Wahre Leidenschaften sind wie schöne Blumen, deren Anblick desto mehr erfreut, je undankbarer der Boden ist, auf dem sie wachsen.
Feinster Anstand und wahrhaft gute Manieren kommen vom Herzen und von einem ausgeprägten Gefühl persönlichen Wertes.
Die Liebe verabscheut die Arbeit und das Elend. Sie will lieber sterben, als kümmerlich ihr Leben fristen.
Die Begeisterung, diese Tugend der Jugend, die alles Erhabene hervorbringt, die zur stillen Aufopferung und zu den herrlichen Dichtungen anregt, wird zur Übertreibung, wenn sie sich den provinziellen Nichtigkeiten ergibt.
Wenn zwei Menschen ihren Bund fürs Leben nur auf Gefühle gründen, haben sie ihre Quellen bald erschöpft, und Gleichgültigkeit, Sattheit und Widerwillen machen sich breit. Wenn die Gefühle erkaltet sind, was dann?
Es ist ebenso lächerlich, einer Frau zu zürnen, daß sie nicht liebt, als mit dem Schicksal zu hadern, uns rote und nicht schwarze Haare gegeben zu haben.
Die Frau ist ein köstliches Instrument der Lust, aber man muß die erzitternden Saiten kennen, muß lernen, wie es zu handhaben, wie mit wechselndem Griff die Töne zu meistern sind.
Der Mensch muß bestimmte Leidenschaften empfinden, um jene Eigenschaften zu entwickeln, die sein Leben adeln, indem er seinen Kreis erweitert und die allen Wesen natürliche Selbstsucht mildert.
Man kennt den Geist einer Frau in dem Augenblick, wo man über die Schwelle ihres Hauses tritt.
Man sagt uns, wir sollen Buße tun für unsere Sünden. Auch ein schönes System, nach dem man sich durch ein wenig Reue von einem Verbrechen loskaufen kann!
Aber, wenn wir aufrichtig sein wollen: Bringt denn die Emanzipation der jungen Mädchen wirklich so viele Gefahren mit sich?
Wenn es überhaupt etwas Traurigeres gibt als ein verkanntes Genie, dann ist es ein unverstandener Magen.
Die physische Liebe ist ein Bedürfnis, das dem Hunger gleicht; mit dem Unterschied jedoch, daß der Mensch immer ißt, daß aber in der Liebe sein Appetit nicht so ausdauernd ist und so regelmäßig wie bei Tische.
Ich suche in der Literatur möglichst viel Platz einzunehmen, damit möglichst wenig Platz für die Dummköpfe übrig bleibt.
Wie viele Wunderlampen muß man versuchen, bis man erkennt, daß die wahre Wunderlampe entweder der Zufall oder die Arbeit oder das Talent ist.
Übrigens sind alle tugendhaften Leute, die Heuchler lassen wir ruhig aus dem Spiel, argwöhnisch und fühlen sich überall übervorteilt, was sie, nach Art der verkannten Genies, durch spitze Bemerkungen bei jeder passenden Gelegenheit anbringen.
Sie ist 20 Jahre. In diesem Alter liebt man sich selbst. Man putzt sich, um sich geputzt zu sehen.
Der Ruhm ist eine fliegende Brücke, die zum Überschreiten einer Schlucht zu dienen vermag.
Die Einsamkeit ist schön, aber der Mensch braucht einen, der ihm immer wieder sagt, daß die Einsamkeit schön ist.
Die Ehe ist ein Kampf auf Leben und Tod, vor welchem die beiden Gatten den Himmel um seinen Segen bitten – denn sich lieben ist stets das kühnste Wagnis; der Kampf beginnt sofort, und der Sieg, das heißt die Freiheit, verbleibt dem gewandtesten.
Das Leben eines Geizhalses ist eine beständige Ausübung der Macht im Dienst der Person. Er verläßt sich nur auf zwei Gefühle: Eigenliebe und Eigennutz.
Nicht jeder weiß, mit welcher Kunst in der großen Welt das Ja gehandhabt wird, wenn man Nein sagen will – und umgekehrt.