Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Die wenigsten Menschen lieben an dem andern das was er ist, nur das was sie ihm leihen, sich, ihre Vorstellung von ihm, lieben sie.
Sag mir nur, warum die Jugend, Noch von keinem Fehler frei, So ermangelnd jeder Tugend Klüger als das Alter sei.
Der Mensch hat nur allzu sehr Ursache, sich vor dem Menschen zu schützen.
Es ist erbärmlich anzusehen, wie die Menschen nach Wundern schnappen, um nur in ihrem Unsinn und Albernheit beharren zu dürfen und um sich gegen die Obermacht des Menschenverstandes und der Vernunft wehren zu können.
Das Wahre fördert, aus dem Irrtum entwickelt sich nichts, er verwickelt uns nur.
So ist die Liebe beschaffen, daß sie allein recht zu haben glaubt und alle anderen Rechte vor ihr verschwinden.
Die geringste Verlegenheit, die aus einem leichten Irrtum, der unerwartet und schadlos gelöst werden kann, entspringt, gibt die Anlage zu lächerlichen Situationen. Die höchste Verlegenheit hingegen, unauflöslich oder unaufgelöst, bringt uns die tragischen Momente dar.
Die Kranken sind wie Schwamm und Zunder, ein neuer Arzt tut immer Wunder.
Wenn man älter wird, muss man mit Bewusstsein auf einer gewissen Stufe stehen bleiben.
Ein ländlicher Aufenthalt hat für geselliges Zusammensein gar große Vorteile, besonders wenn die Bewirteten sich, als denkende, fühlende Personen, mehrere Jahre veranlasst gefunden, der natürlichen Anlage ihrer Umgebung zu Hilfe zu kommen.
Man würde einander besser kennen, wenn sich nicht immer einer dem andern gleichstellen wollte.
Man müsse, fügte er [Goethe] hinzu, stets auf einem großen Stück Papier beginnen, der kleine Raum beenge auch die Gedanken.
Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe, aus ein paar sonnenhellen Tagen sich so viel Licht ins Herz zu tragen, dass, wenn der Sommer längst verweht, das Leuchten immer noch besteht.
Übrigens ist der Regen keines Menschen Freund, aber wohl der Tiere, denn das Gras wächst schön, und die Biertrinker haben sich auch nicht zu beklagen, daß die Gerste nicht gerät.
Jedes Gedicht ist auf seine Art und Weise ein Kuß. Aber nur mit Küssen zeugt man keine Kinder
Wer schweigt, hat wenig zu sorgen; Der Mensch bleibt unter der Zunge verborgen.
Das Einfache durch das Zusammengesetzte, das Leichte durch das Schwierige erkären zu wollen, ist ein Unheil, das in dem ganzen Körper der Wissenschaft verteilt ist.
Überzeugung soll dir niemand rauben; Wer’s besser weiß, der mag es glauben.
Über allen Tugenden steht eines: das beständige Streben nach oben, das Ringen mit sich selbst, das unersättliche Verlangen nach größerer Reinheit, Weisheit, Güte, Liebe.
Nie war Natur und ihr lebendiges Fließen auf Tag und Nacht und Stunden angewiesen. Sie bildet regelnd jegliche Gestalt, und selbst im Großen ist es nicht Gewalt.
Wer früh genießt, entbehrt in seinem Leben Mit Willen nicht, was er einmal besaß.
Wir blicken so gern in die Zukunft, weil wir das Ungefähre, was sich in ihr hin und her bewegt, durch stille Wünsche so gern zu unseren Gunsten heranleiten möchten.
Die stärkste Farbe findet ihr Gleichgewicht, aber nur wieder in einer anderen starken Farbe, und nur wer seiner Sache gewiß wäre, wagte sie nebeneinander zu setzen.
Die Furcht ist ein Zustand träger Schwäche und Empfänglichkeit, wo es jedem Feinde leicht wird, von uns Besitz zu nehmen.
Das Gesetz haben die Menschen sich selbst auferlegt, ohne zu wissen, über was sie Gesetze gaben; aber die Natur haben alle Götter geordnet.
Wieviel bist du von anderen unterschieden? Erkenne dich, leb mit der Welt in Frieden!
Kein leicht unfertig Wort wird von der Welt verteidigt, Doch tut das Niedrigste, und sie wird nicht beleidigt.
Das ist eben die Eigenschaft der wahren Aufmerksamkeit, daß sie im Augenblick das Nichts zu Allem macht.
Molière ist so groß, daß man immer von neuem erstaunt, wenn man ihn wieder liest. Er ist ein Mann für sich, seine Stücke grenzen ans Tragische, sie sind apprehensiv, und niemand hat den Mut, es ihm nachzutun.
Wenn die Affen es dahin bringen könnten, Langweile zu haben, so könnten sie Menschen werden.
Der Theologe befreit dich von der Sünde, die er selbst erfunden; der Jurist gewinnt dir deinen Prozeß und bringt deinen Gegner, der gleiches Recht hat, an den Bettelstab; der Medikus kuriert dir deine Krankheit weg, die andere herbei.
Es ist nichts natürlicher, als daß ein König durch sich zu herrschen gedenkt, und denen seine Befehle am liebsten aufträgt, die ihn am besten verstehen, verstehen wollen, die seinen Willen unbedingt ausrichten.
Wie anders tragen uns die Geistesfreuden, Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt! Da werden Winternächte hold und schön, Ein selig Leben wärmet alle Glieder, Und ach! entrollst du gar ein würdig Pergamen (Pergament), So steigt der ganze Himmel zu dir nieder.
Was soll ich lieben, was soll ich hassen? Man lebt doch nur vom Lebenlassen!
Aber eben deshalb, dünkt mich, macht die Exposition dem Dramatiker viel zu schaffen, weil man von ihm ein ewiges Fortschreiten fordert.
So kann ich nicht billigen, dass man von den studierenden künftigen Staatsdienern gar zu viele theoretisch gelehrte Kenntnisse verlangt, wodurch die jungen Leute vor der Zeit geistig wie körperlich ruiniert werden.
Sobald die Tyrannei aufgehoben ist, geht der Konflikt zwischen Aristokratie und Demokratie unmittelbar an.
Der unglaubliche Dünkel, in den die jungen Leute jetzt hineinwachsen, wird sich in einigen Jahren zu den größten Narrheiten manifestieren.