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Nicht aus jeder Asche fliegt ein Phönix auf.
Jean PaulWer den kleinsten Teil eines Geheimnisses hingibt, hat den anderen nicht mehr in seiner Gewalt.
Jean PaulDie Wirklichkeit ist der Despot und unfehlbare Papst des Glaubens.
Jean PaulLiebe ist der Lebengeist ihres Geistes, ihr Geist der Gesetze, die Springfeder ihrer Nerven.
Jean PaulDie besten Weiber sind unter den Weibern - Weiber.
Jean PaulDurch den Nachgeschmack des vergangenen und den Vorgeschmack des zukünftigen Leidens überfüllen wir den Kelch des Augenblickes selbst.
Jean PaulMan liebt noch den Ort der Liebe, wenn man gegen die Person keine mehr hat.
Jean PaulEin solcher namenloser Töpfer-Berg ist im ganzen auch die Geschichte der Völker.
Jean PaulIhr Eltern lehrt lieben, so braucht Ihr keine Zehn Gebote - lehrt lieben, sagte ich, das heißt: Liebt!
Jean PaulKraft und Liebe sind zwei Gegensätze des inneren Menschen; aber Religion ist die göttliche Gleichsetzung beider und der Mensch im Menschen.
Jean PaulDie Liebe ist das Leben des Weibes, aber eine Episode im Leben des Mannes.
Jean PaulIn der Philosophie gibt es keine Überzeugung durch Wahrhaftigkeit der Methode, sondern stets nur eine durch die Einsicht der Idee.
Jean PaulGerechter Gott! Aus wie vielen Marterstunden der Tiere lötet der Mensch eine einzige Festminute für seine Zunge zusammen!
Jean PaulEs gibt gewiß bloß darum vieler glücklichen Ehen mehr, weil der Mann nicht mit zu erziehen suchte.
Jean PaulDie Weiber stehen immer gegen die Männer in jenem Widerspruch, worin sie ihm beim Verwehren und Verwünschen des Rauchens den nettesten, zierlichsten Tabaksbeutel sticken und stricken.
Jean PaulEin fühlend Herz ist der edelste Reichtum.
Jean PaulDen Unmut über unsere Fehler lassen wir an der Art aus, mit der der Freund sie uns entdeckte. Geschah es frei, so zürnen wir über seine Unbescheidenheit, Plumpheit und Grobheit, geschah es fein, über seine Verstellung.
Jean PaulWarte niemals auf außerordentliche Lagen zum Gutsein, denn die alltäglichste ist die verdienstlichste dazu.
Jean PaulWarum soll ich den Körper nur schlimm auf mich wirken lassen und nicht ebensowohl vorteilhaft?
Jean PaulIch kenne für Kinder in den ersten Jahren kein wohlfeileres, mehr nachhaltendes, beiden Geschlechtern angemessenes Spielzeug als - Sand.
Jean PaulDas Lob einer besondern Eigenschaft setzet dem Verdachte der Schmeichelei aus, da der andre sich seiner Schwäche darin vielleicht bewußt ist; aber ein allgemeines Lob wird für keine gehalten, weil jeder sich vortrefflich im Ganzen hält.
Jean PaulEs heißt: die Weiber sind ewig Kranke. Jedoch bloß an Nerven; die gefühlvollsten sind die kränklichsten; die vernünftigsten und kältesten sind die gesundesten.
Jean PaulDas Bette ist ein guter Beichtstuhl und die Audienza des Gewissens.
Jean PaulMan verdirbt unter Leuten, die einen nicht übertreffen.
Jean PaulNichts führt von aller innerer Beschauung weiter ab und vom Blick gegen die verschleierte Welt als Ehrgeiz.
Jean PaulLanges Sprechen erzeugt abgekürztes Hören, denn man geht davon.
Jean PaulWie Erfinden angenehmer als Ausarbeiten, so ist's Sprechen mehr als Schreiben.
Jean PaulIn phantasiereichen Menschen liegen, wie in heißen Ländern oder auf hohen Bergen, alle Extreme enger aneinander.
Jean PaulWenn man in einem wirksamen Helfen begriffen ist, wird man von den Seufzern des Leidenden minder gerührt.
Jean PaulIm Kinde tanzt noch die Freude, im Manne lächelt oder weinet sie höchstens.
Jean PaulSo lange man lieset, besinnt man sich auf alles, nur nicht auf sich.
Jean PaulMan muß seine Behauptungen nie entscheidend in Gesellschaft aufstellen, weil man sonst andern Mut und Lust benimmt, sie anzufechten. Einer, der alle seine Sätze mit einem "vielleicht" entkräftet, lockt aus andern ihre Widersprüche und Meinungen.
Jean PaulMänner können weniger Fehler an Geliebten ertragen als Weiber.
Jean PaulDie jungfräuliche Seele ist eine reife Rose, aus der, sobald ein Blatt gezogen ist, leicht alle gepaarte nachfallen.
Jean PaulIn der Ehe gefallen die Männer den Weibern länger als umgekehrt; um nur unter vielen Gründen einen anzugeben, so verlieren die Männer in der Ehe weniger an Schönheit, weil sie nur wenige hineingebracht.
Jean PaulNicht umsonst borgen die seltensten Blumen ihre Namen von Fürsten. Die Macht kann nicht milde genug aussehen.
Jean PaulJe mehr man mit d(em) andern bekannt wird, desto mehr hört man auf, den Verstand zu zeigen, und beginnt, das Herz zu zeigen.
Jean PaulUnbeständigkeit gegen seinen Vorsatz heißet sich selber das Wort brechen, welches man sowenig wie gegen einen andern darf: da dieselbe schädliche Folge des Mißtrauens daraus entsteht.
Jean PaulDer Mensch ist nie allein - das Selbstbewußtsein macht, daß immer zwei Ichs in einer Stube sind.
Jean PaulWir fieberhaften, von eignen und von fremden Mängeln abgetriebnen und von ewigem Sehnen wieder zusammengeführten Menschen, in welchen eine Hoffnung von fremder Liebe nach der andern verdürstet, und in denen die Wünsche nur zu Erinnerungen werden!
Jean PaulMan nützt und versteht nur solche Lebensregeln, von denen man die Erfahrungen, worauf sie ruhen, so durchgemacht, daß man die Regeln hätte selber geben können.
Jean PaulDie Freude ist der Sommer, der die inneren Früchte färbt und schmilzt.
Jean PaulOft sind am besten Menschen dessen größte Tugenden und größte Flecken unbekannt.
Jean PaulDie deutsche Sprache bleibt unter allen europäischen Sprachinstrumenten eigentlich als die Orgel - doch soll auch die französische gelten als Schnarrwerk oder Flageolett und die englische als Bootmannspfeife.
Jean PaulDie Probe eines Genusses ist seine Erinnerung.
Jean PaulEs verlohnt sich nicht, daß man alle Bücher widerlegt. Exzerpieren isoliert und hebt eine Sache heraus.
Jean PaulAnfangs fällt die Gestalt im Grabe ein, dann schleift sich sogar ihr Bildnis auf dem Grabsteine hinweg; - was bleibt? Was beide erschuf, die Seele!
Jean PaulWenn ein Mensch eine gewisse Anzahl Wohltaten empfangen: hört er auf, sie zu zählen.
Jean PaulEinmal muß jeder Ehemann in den Topf gucken, um zu wissen, ob er's nachher unterlassen darf.
Jean PaulWenn man sich etwas erinnern will, hebt man den Kopf in die Höhe.
Jean Paul