Zitate von Wilhelm Raabe
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In Deutschland hat mehr als in irgendeinem andern Lande der Welt nur der Pöbel Geld und wendet es in seiner Weise an.

Es ist besser, nie und nirgends zu laut von dem zu reden, was man auf der Spindel hat.

Du liebster Gott, und wenn man auch allen Sonnenschein wegstreicht, so gibt es doch noch den Mond und die hübschen Sterne und die Lampe am Winterabend – es ist soviel schönes Licht in der Welt.

Schwere Tage wirkten bedeutender als all jene Tage, die in den Hörsälen und über den Büchern verbracht werden.

Da ist eine Redensart: Es war einmal in der Zeit, da die Leute noch dumm waren usw. Die Redensart ist dumm und sollte lauten: Da die Leute noch nicht so dumm waren wie heute.

Wird nicht fast alles Große mit gefesselter Faust gewonnen? Was wollen wir Kleinen uns kümmern, wenn es den Großen so geht? Für uns nicht weniger als für sie gilt das Wort: Auch in Ketten vorwärts! Auch in Ketten vorwärts!

Es gibt Dinge, Verhältnisse, Zustände und Berufsarten, gegen die der Mensch sich mit Händen und Füßen wehrt, wenn er eben hineingerät, und die er nachher ganz und gar für sich zugeschnitten findet, wenn er endlich drinsteckt.

Man muß sein Brot mit dem Messer schneiden, das einem das Schicksal, ob stumpf oder scharf, dazu in die Hand gibt.

Auch der ärmste Mensch kann zuletzt den Hunger und die Sorge nicht mehr ertragen, und leider macht er dann keine schriftlichen Eingaben an die Behörden, sondern er schlägt mit der Faust an die Tür der Leute, welche noch etwas zu essen haben.

Wem dehnen sich nicht in der Erinnerung glückliche Kindheitstage zu Aeonen, während erfolgreichste Arbeitsjahre zu Augenblicken einschrumpfen.

Erfahren sollst du, dass das, was ihr Unkraut nennt, wenigstens auch die Tugend desselben hat: nämlich nicht zu verderben und auszugehen.

Mir steht das Motto aus dem Sophokles über meinem ganzen Lebenswerk: Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da…

Was ist der Mensch? Jedenfalls nicht das, was er sich einbildet zu sein, nämlich die Krone der Schöpfung.

Ich bin in meiner Jugend mit alten Leuten umgegangen und gehe in meinem Alter mit jungen um. Das ist die Weise, wie der Mensch möglichst behaglich durch die Welt kommen mag.

Auf dieser lärmvollen Erde imponiert den Menschen am Ende nichts so sehr wie einer von ihnen, der gar keinen Spektakel zu veranstalten wünscht und doch seinen Willen wirksam durchsetzt.

Mir ist gleichgültig der Rock, den ich trage, was ich esse und trinke und was die Narren von mir sagen.

Oh, in dieser fahrigen Welt eine Philosophie des Stillehaltens, Stilleseins, Stillebleibens!

Wer ist wahrhaft glücklich? Nur das Phlegma und die Dummheit. Feine Nerven können nicht glücklich sein.

Er fühlte tief das Unzulängliche dessen, was ihm die Herren von ihren Kathedern doziert hatten.

Das französische Gewissen sitzt in Paris, das englische in London, aber das deutsche noch lange nicht in Berlin.

Den Narren gehört der Tag, die Nacht den Weisen – da sie gottlob nicht mehr zu wirken nötig haben, weil sie das Ihrige abgetan haben.

Wie doch des Menschen Selbstsucht aus jeglichem auf seinem Wege sein eigenen kleines Wohl und Übel herauszuklauben sich bemüht!

Gott ist nicht wählerisch in seinen Boten und Werkzeugen, und die irren sich, die da meinen, daß er die Welt mit spitzen Fingern anfasse und das Nämliche von ihnen verlange.

Nicht nur, wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe: auch wenn man zweimal dasselbe tut, ist es gleichfalls nicht mehr dasselbige.

Der Mann, welcher nicht die Macht und Kraft hat, sich stellenweise ganz und gar von der Zeit, von dem Tage loszulösen, der ist von Grund aus verloren.

Solange der Mensch auf seiner Erde Geschichten hört oder dergleichen selber erzählt, teilt er sie gewöhnlich ein in solche, die gut anfangen und böse endigen, und solche, die schlimm beginnen, aber zu einem wünschenswerten Ende kommen.

So viel Lichter um uns her angezündet sein mögen, so hell die Sonne scheinen mag, auf einmal wissen wir wieder, daß wir aus dem Dunkeln kommen und in das Dunkle gehen, und daß auf Erden kein größeres Wunder ist, als daß wir dieses je für den kürzesten Augenblick vergessen könnten.

Des Menschen Hand ist eine Kinderhand, sie greift nur zu, um achtlos zu zerstören; mit Trümmern überstreut sie das Land, und was sie hält, wird ihr doch nie gehören.

Einen Mund mit einem Schloss davor soll der Krieg, die Diebeshetze und die Liebe im Schilde führen.

Das war alles damals! Damals schien die Sonne in der rechten Weise, damals machte der Regen auf die rechte Art nass.

Jede gute Stunde an einem luftigen und trockenen Orte vorsorglich sicherstellen, auf daß man sie habe, und sie sofort vom Brett herunternehmen könne, wenn einmal die Zeiten teuer und die frischen Gemüse rar werden sollten!